27. Januar – Erinnerung und Mahnung am Internationalen Holocaust-Gedenktag

20. Januar 2019

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Erinnerungsort Auschwitz – Mahnung an die Zukunft

Am Sonntag, 27. Januar 2019 jährt sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz zum 74. Mal. In vielen Ländern der Erde wird am 27. Januar an den Massenmord der Nazis erinnert. Er wird bereits seit 1959 in Israel als Gedenktag begangen, in Deutschland ist er seit 1996 Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, die Vereinten Nationen erklärten ihn 2005 zum „Internationalen Holocaust-Gedenktag“. Der Gedenktag erinnert am Jahrestag der Befreiung des KZ an alle durch die Nazis verfolgten und ermordeten Menschen. In vielen Städten sind Kreisvereinigungen und Mitglieder der VVN-BdA an Aktivitäten beteiligt, die an die Geschichte erinnern um ihre Wiederholung in der Zukunft zu verhindern. Doch wer des 27. Januar 1945 gedenkt, muss auch den 30. Januar 1933 mitdenken. Wer die Geschichte nicht wiederholen will, darf nicht nur die Opfer sehen, sondern auch die Täter und ihre Taten.

Der Lagerkomplex Auschwitz bestand aus drei Lagern, dem Stammlager Auschwitz I, dem Vernichtungslager Auschwitz II, Auschwitz-Birkenau, und dem Industriekomplex Auschwitz III, Auschwitz-Monowitz. Es handelte sich um den größten Lagerkomplex und bei Auschwitz-Birkenau um das größte Vernichtungslager der Nazis. Von den rund 6 Millionen ermordeten jüdischen Menschen wurden über 1 Million Menschen in Auschwitz-Birkenau umgebracht. Die meisten von ihnen wurden direkt nach der Ankunft in Zügen „an der Rampe von Auschwitz“ für den Erstickungstod in den Gaskammern ausgewählt, weitere wurden von der SS durch Krankheit, Unterernährung, willkürliche Misshandlung, in sinnlosen medizinischen Experimenten oder wenig später nach restloser Ausbeutung ihrer Arbeitskraft durch Gas ermordet. Die durchschnittliche Lebensdauer der Häftlinge in Auschwitz betrug drei Monate. Der Name „Auschwitz“ wurde so zum Symbol für die industrielle Menschenvernichtung der Nazis. Die Aufschrift „Arbeit macht frei“ über dem Eingangstor des KZ markiert dabei die zynische Menschenverachtung der SS.

Als Einheiten der Roten Armee am 27. Januar 1945 das Lager befreien, fanden sie nur mehr 7500 gerade noch lebende Häftlinge vor, die zu schwach für eine Evakuierung gewesen waren. Wer das Morden zuvor überlebt hatte, war in andere Lager „evakuiert“ worden. Durch die Sprengung der Gaskammern hatten die Nazis versucht, die Spuren ihrer Taten zu verwischen. Doch vergeblich, Teile des Lagerkomplexes sind heute als staatliches polnisches Museum und Gedenkstätte öffentlich zugänglich.

Es folgt eine Übersicht über die bekannt gewordenen Veranstaltungen

Bochum

Am Vortag des internationalen Tags des Gedenkens an die Opfer des Holocaust findet am Samstag, den 26. 1. um 15 Uhr auf der Kortumstraße in Höhe des Husemannplatzes eine Mahnwache statt. Auf großen Transparenten werden Namen derjenigen BochumerInnen gezeigt, die in Konzentrationslagern ermordet worden sind. Auf einem weiteren Transparent wird während der Mahnwache die Anzahl der Namen vervollständigt. Außerdem werden die Namen der Ermordeten verlesen: Insgesamt sind es mehr als 700 BochumerInnen gewesen, die verschleppt, elendig gequält und schließlich ermordet worden sind.
Es handelt sich um eine gemeinsame Aktion der Antifaschistischen Aktion Bochum, des Bündnis gegen Rechts und der VVN-BdA Bochum. Die Veranstalter wenden sich in ihrer Erklärung auch gegen die Zunahme menschenfeindliches Denken oder Verhalten in der Gegenwart durch Menschen mit rechter Gesinnung und der deutschen Politik.
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Dortmund

Unter dem Motto „Sage nie du gehst den letzten Weg“ veranstaltet das Bündnis Dortmund gegen Rechts und die VVN-BdA einen antifaschistischen Gang über den jüdischen Teil des Ost-Friedhofs zum Mahnmal für die Opfer der Shoa. Mit dem Gedenken an die Verbrechen des Hitlerfaschismus an den europäischen Juden verbinden die Veranstalter das Gedenken an alle Opfer von Faschismus und Krieg und wiederholen das „Nie Wieder!“ Sie erinnern an die Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee, die zugleich ein Signal für die Befreiung Europas am 8. Mai 1945 war.
Treffpunkt: Sonntag, 27. Januar, 15 Uhr am Haupteingang des Ostfriedhofs, Robert-Koch-Straße, Dortmund.
Mit Andreas Weißert (Gedichte), Peter Sturm (Lieder des jüdischen Widerstands) und Eva Weber (Geige ).
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Im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte findet vom 27. Januar 2019 bis zum 7. April 2019 eine Sonderausstellung über die Verbrechen der IG Farben in Auschwitz statt. Das Ausstellungsprogramm zur Sonderausstellung „Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Bunamonowitz“ enthält ein vielfältiges Begleitprogramm u.a. mit Informationen über den VVN-BdA-Kameraden Hans Frankenthal, Auschwitzüberlebender und Mitglied des Zentralrats der Juden. Ihm ist eine Veranstaltung am 4. April 2019 gewidmet.
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In Dorstfeld findet am 27.01.2019 ab 12.30 Uhr eine Sonderbahnaktion des Jugendrings Dortmund an der Haltestelle Wittener Straße statt (mehr). Am 28.01.2019 findet in Marten, In der Meile 2, ab 18.00 Uhr eine Lesung mit der Schriftstellerin Heike Wulf über die Weiße Rose und Anna Seghers (mehr) und ab 19.00 Uhr im BORUSSEUM, Strobelallee 50, ein Vortrag von Dr. Martin Cüppers mit dem Thema „Der Weg in den Holocaust. Die Eskalation der deutschen Vernichtungspolitik in der Sowjetunion im Sommer 1941“ statt (mehr).

Düsseldorf

Die VVN-BdA Düsseldorf und das Friedensforum Düsseldorf nehmen den 27. Januar zum Anlass, an die Häftlinge der KZ-Außenlager Berta I und Berta II zu erinnern und zugleich gegen die aktuellen Bombengeschäfte der Waffenschmiede Rheinmetall zu protestieren.
Auf dem Düsseldorfer Stadtgebiet gab es von 1942 bis 1945 insgesamt 5 Einsatzkommandos des KZ Buchenwald und ein Außenlager des KZ Sachsenhausen. Die Häftlinge von Berta I und II, beides Außenlager des KZ Buchenwald, waren von der Firma Rheinmetall zum Einsatz in den Düsseldorfer Rüstungswerken angefordert worden, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen zur Produktion der sogenannten Vergeltungsraketen V1 und V2 gezwungen wurden. Viele Häftlinge überlebten diese Tortur nicht.
Die Produktion von Munition war im zweifachen Sinn ein todsicheres Geschäft und ist es auch heute noch. Die fast 130jährige Tradition des Geschäfts mit dem Tod geht indessen ungebrochen weiter. Heute ist die Waffenschmiede Rheinmetall der größte deutsche Rüstungskonzern. 2017 konnte allein die Rüstungssparte von Rheinmetall den Umsatz auf über 3 Milliarden Euro steigern.
Sonntag, 27.01.2019, 11.00 Uhr, vor dem Erinnerungszeichen für das KZ-Aussenlager Berta II, Rather Straße 31, Düsseldorf-Derendorf.

Essen

Die VVN-BdA Essen lädt am 27. Januar 2019 zum Antifaschistischen Gedenkspaziergang zur Erinnerung an Widerstand und Verfolgung in Essen ein. Beginn ist 11.00 Uhr gegenüber dem Essener Hauptbahnhof vor dem Handelshof. Anlass ist der 27. Januar, der Gedenktag an die Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee, sowie der 30. Januar 1933, der Beginn des faschistischen Terrorregimes. Es werden Orte des Widerstandes, der Verfolgung und des Terrors beginnend am Essener Hauptbahnhof über die Rüttenscheider Straße bis zum Polizeipräsidium aufgesucht. Die Spuren des Verbrechens allein nur in diesem Teil von Essen vergegenwärtigen das Ausmaß des Terrors der faschistischen Diktatur. Der Antifaschistische Gedenkspaziergang soll angesichts der zunehmenden Rechtsentwicklung in unserem Land dazu anregen, sich mit der Schreckensherrschaft unter dem Hakenkreuz auch in Essen auseinanderzusetzen.

Gelsenkirchen

In Gelsenkirchen führt das „Aktionsbündnis 16.09.“ (der Name stammt von der ersten gemeinsamen großen Gegendemonstration am 16.09.2018) unter dem Motto „Kein Vergeben. Kein Vergessen“ von 12 bis 17 Uhr einen Aktionstag mit vielfältigen Informations- und Aktionsangeboten durch. Bündnis 90/Die Grünen zeigen im Parteibüro die Ausstellung der VVN-BdA „Keine Alternative“ über die rechtsextreme Vernetzung der AfD, im Subversiv im Stadtsüden gibt es einen Infotresen mit heißem Kakao und Informationen zur lokalen Geschichte, SJD Die Falken führen einen Antifaschistischen Stadtrundgang durch, die VVN-BdA lässt mit Stolperstein-Geschichten die Schicksale zweier polnisch-jüdische Familien Gelsenkirchens lebendig werden, die Schalker Faninitiative reinigt Stolpersteine in Schalke und Die Linke reinigt Alt- und Neustadt von rechten Aufklebern und Schmierereien. Unabhängig vom Bündnis reinigt die Arbeitsgruppe Stolpersteine in Gelsenkirchen-Horst Stolpersteine.
Der Aktionstag klingt um 17 Uhr mit einer Gedenkfeier mit Konzert in der Neuen Synagoge aus. Hier besteht auch Gelegenheit, die Ausstellung „Du Jude. Alltäglicher Antisemitismus in Deutschland“ zu besuchen. Weitere Veranstaltungen finden an den Folgetagen statt, so am 29. Januar ein Informationsabend der Schalker Fan-Initiative zur Verfolgung von Sinti und Roma in Gelsenkirchen und am 30. Januar eine Veranstaltung des Instituts für Stadtgeschichte zu Frauen in Ravensbrück.
Ferner zeigt die Gelsenkirchener VVN-BdA vom 26.01. bis zum 08.02.2019 ihre Ausstellung „Keine Alternative“ mit der Unterstützung verschiedener Kooperationspartner bei Bündnis 90/Die Grünen, bei SJD Die Falken, im DGB-Haus der Jugend und im Werner-Goldschmidt-Salon der Partei Die Linke.
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Köln

Unter dem Motto „Erinnern – eine Brücke in die Zukunft“ findet in Köln ab 14 Uhr eine Gedenkveranstaltung für alle Opfer der NS-Diktatur statt. Zugleich soll der Blick auf diejenigen Kölnerinnen und Kölner gelenkt werden, die Opfer des verbrecherischen Vernichtungskrieges wurden, die als KriegsgegnerInnen verfolgt, als Zwangsrekrutierte ausgebeutet und teilweise in den Tod getrieben wurden. In Köln widmet man sich in diesem Jahr auch der Gruppe der Zeugen Jehovas. Ihre unnachgiebige Weigerung, Dienst an der Waffe zu leisten, war Anlass für ihre Verfolgung. Im Mittelpunkt steht das Ehepaar Klara und Fritz Stoffels, das aufgrund seiner – religiös bedingt – pazifistischen Verweigerung von Kriegsunterstützung hingerichtet wurde.
Eine „Brücke in die Zukunft“ schlagen die Veranstalter mit der Thematisierung der „Kriegsgewinnler“, der Profiteure in der Rüstungsindustrie. Deutschland ist heute der viertgrößte Waffenexporteur der Welt. Waffen, die bestehende Konflikte anfeuern, vor denen Menschen fliehen und – auch in Deutschland – Schutz suchen. Flüchtlinge und MigrantInnen werden aber von rechten und rechtspopulistischen StimmungsmacherInnen als Sündenböcke für soziale Probleme benutzt, um in der Bevölkerung Hass zu schüren und ein rassistisches Weltbild zu verankern.
Nach einem Grußwort der Oberbürgermeisterin Henriette Reker sprechen Maria Ammann, Markus Andreas Klauk, Doris Plenert und Stefan Preiss. Für die Musik sorgen der Chor bewegt und Klaus der Geiger. Ab etwa 15.30 Uhr findet ein Mahngang zum Deserteursdenkmal am Appellhofplatz statt.
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Niederberg

Die VVN-BdA in Niederberg gedenkt auch in diesem Jahr der jüdischen Opfer und der anderen Verfolgten der Nazidiktatur und wird deshalb am Samstag, dem 26.01.2019 um 10.00 Uhr am Gedenkstein vor der Alten Kirche in Velbert Blumen niederlegen.
Die Ermordung von 6 Millionen Menschen ist auch 80 Jahre danach nicht „ein Vogelschiss in der Geschichte“, wie Herr Gauland von der AfD meint. Dieses Verbrechen und die erbarmungslose Verfolgung des politischen Widerstandes sowie aller anderen Menschen, die nicht ins Herrenmenschenbild der Nazis passten, sind Ausdruck von mörderischem Antisemitismus, Rassismus und größenwahnsinnigem Nationalismus, die in Deutschland regierten und unsere Nachbarbarvölker im 2. Weltkrieg planmäßig überfielen, ausbeuteten und zu großen Teilen zerstörten – zuletzt sogar unser eigenes Land. Dies alles kann und darf nicht vergessen sein, damit solche Ideen und politische Gruppierungen nicht heute wieder in gleicher und ähnlicher Weise Unglück über uns bringen können. Dass dieses unselige Gedankengut sich längst wieder bei uns breit macht und auch durch Brandanschläge auf Flüchtlingsheime und Überfälle auf politisch Missliebige bedrohliche Gestalt angenommen hat, ist auch ein Beleg dafür, wie bitter notwendig das Erinnern an die Gräuel der Nazizeit bei uns immer noch und schon wieder ist. Tun wir alle etwas dafür, damit sich die Geschichte von damals nicht wiederholt. Es ist an der Zeit!