Viele Aktionen um den 8. Mai 2020 in NRW – Fotos und Kurzberichte
10. Mai 2020
8. Mai, Bochum, Duisburg, Düsseldorf, Ennepe-Ruhr, Essen, Gelsenkirchen, Gummersbach, Minden, Münster, Oberbergischer Kreis
Die Forderungen der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano und der VVN-BdA, den 8. Mai zu einem bundesweiten Feiertag zu erklären, haben offenbar einen Nerv getroffen! In vielen Städten nicht nur in Nordrhein-Westfalen gab es trotz der Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie viele Aktivitäten, oft unter Beteiligung der örtlichen VVN-BdA-Kreisvereinigung. Deutlich war an vielen Orten die Erinnerung an die historischen Ereignisse mit Zeichen gegen den wachsenden Rassismus und für die Solidarität mit den Menschen, die vor Verfolgung, Krieg und Hunger fliehen müssen verbunden. Die Petition (hier) mit der Forderung, den 8. Mai zum Feiertag zu machen, hat inzwischen über 100.000 Unterstützer*innen gefunden, auch Gewerkschaften, migrantische Organisationen, Gedenkstätten und Gliederungen demokratischer Parteien unterstützen die Forderung. Hier nun ausgewählte Fotos und Kurzberichte von Bochum bis zum Oberbergischen Kreis.
In Bochum wandte sich der Vorsitzende der VVN-BdA Bochum, Günter Gleising, an Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch und bat ihn, „sich für den Vorschlag von Esther Bejanaro einzusetzen, den 8. Mai in Deutschland zum Feiertag zu erklären. Gerade an dem heutigen Tag, dem Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg, wäre ein Signal aus Bochum in dieser Sache wichtig und wünschenswert“, so Gleising. Das Bochumer Bündnis gegen Rechts und der Kinder- und Jugendring erinnerten mit einer Gedenkveranstaltung am Freitag, 8. Mai um 16.00 Uhr auf dem Friedhof am Freigrafendamm an den 75. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg. An der Veranstaltung wirken mit eigenen Beiträgen Vertreter vom Klub Stern, von der Mansfeld-Schule, von der Frauengruppe „Courage“, von der VVN-BdA und von ver.di mit. Nach dem Ende der stationären Kundgebung am Ehrenrundplatz wurden auch noch die Grabfelder der sowjetischen Kriegsgefangenen und ZwangsarbeiterInnen, die der ZwangsarbeiterInnen aus anderen europäischen Ländern und die Grabstelle von Fritz Husemann aufgesucht.
In Duisburg fiel eine große Feier mit vielen Künstlern auf 5 Bühnen, Ständen, Ausstellungen usw. aus. Dafür gab es trotz der Corona-Pandemie viele verschiedene Aktionen an verschiedenen Orten in Duisburg. Die größte Aufmerksamkeit hat sicherlich die Aktion am Duisburger Stadttheater von art@work gefunden, daneben gab es an der Marienkirche und in der Innenstadt weitere Aktionen der Kulturinitiative Duispunkt, von DUWir, an der Cubus Kunsthalle, von Seebrücke und der lokalen VVN-BdA. Auch in den Stadtteilen engagierten sich verschiedene Gruppen, unter anderem reinigte das Friedensforum am Waldfriedhof die Gräber der sowjetischen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen und das Mahnmal der VVN-BdA. Unsere Kreisvereinigung Duisburg hielt eine vielbeachtete Mahnwache am Mahnmal für die deportierten jüdischen Kinder ab, über die in den Medien ausführlich berichtet wurde.
Die Kreisvereinigung Ennepe-Ruhr der VVN-BdA erinnerte an den Tag der Befreiung vom Faschismus vor 75 Jahren mit einer Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus am Rathausplatz in Gevelsberg. „In Zeiten großer Ängste und Sorgen hatten rechte Rattenfänger schon immer ein leichtes Spiel. Angesichts der aktuellen Pandemie scheinen bisherige Rechtstendenzen sich noch weiter zu verstärken, wenn man beispielsweise die Entwicklungen in Ungarn oder Polen beobachtet“, so so Thomas Birg von der VVN-BdA Ennepe-Ruhr.
In Gelsenkirchen führte das Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung, in dem die VVN-BdA Gelsenkirchen mitarbeitet, eine kontaktlose Menschenkette durch, die vom zentralen Mahnmal für die Opfer des Faschismus im Stadtgarten in Richtung eines kleinen Gedenkortes verlief, an dem in den letzten Kriegstagen 1945 noch sowjetische Zwangsarbeiter ermordet worden waren. Sechs Rednerinnen und Redner, deren Reden zudem direkt ins Internet gestreamt wurden (hier), machten anhand historischer und aktueller Entwicklungen die Notwendigkeit dieses Tages als Feiertag deutlich. Ausführlicher Bericht auf dem Blog „Antifaschistisches Gelsenkirchen“ (hier) und auf der Seite der Gelsenkirchener VVN-BdA (hier).
„Legt Blumen und Kränze am Zwinger nieder!“
In Münster riefen VVN-BdA und beteiligte Gruppen dazu auf, „am Tag der Befreiung von Krieg und Faschismus am Zwinger Blumen und Kränze in Gedenken an die Opfer des Faschismus niederzulegen“ um die Online-Kundgebung durch persönliche Gedenkaktionen zu ergänzen. „So wollen wir erreichen, dass der 75. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg auch in Zeiten der Corona-Pandemie würdevoll begangen werden kann“, so Detlef Lorber von der VVN-BdA Münster, „denn das aktive Gedenken und Erinnern ist angesichts des anhaltenden Rechtsrucks notwendiger denn je.“ Die traditionelle Kundgebung anlässlich des 75. Jahrestages fand stattdessen online auf der Webseite der Kreisvereinigung statt (hier). Am Morgen des 8. Mai wurden die Redebeiträge in Zusammenarbeit mit der Online-Plattform „MünsterTube“ auf YouTube online gestellt. In den Redebeiträgen wird den Opfern des deutschen Faschismus gedacht und zugleich zu einem aktiven Eintreten gegen Rassismus und Faschismus aufgerufen.
In ihren Beiträgen behandeln die beteiligten Gruppen historische und aktuelle politische Themen und zeigten die Zusammenhänge zwischen diesen auf. Zum Beispiel erklärt Carsten Peters, DGB Münster, wie es damals vor 100 Jahren zum Kapp-Putsch gekommen war und was für Lehren daraus zu ziehen sind. Die Antifaschistische Linke Münster spricht zu den Kontinuitäten rechtsterroristischer Anschläge und Morde in der BRD. Die migrantische Selbstorganisation ODAK (hier) zeigt den Zusammenhang zwischen Waffenexporten, einer aggressiven Außenpolitik des Westens und Fluchtursachen auf und stellte klar, dass Deutschland und die EU eine Mitverantwortung tragen.
Die Kreisvereinigung Münster legte um 11.00 Uhr ein Gesteck am Zwinger nieder und hielt ab 17.45 eine Mahnwache ab.
Klein aber fein war die Gedenkaktion im Oberbergischen Kreis. Wie Gerhard Jenders vom Verein „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“ berichtet, wurde die Gedenkaktion gut angenommen. Dabei ging es darum an Gedenkorten Blumen niederzulegen und das Bild zu posten (hier). Dazu hatten sie eine Liste von Straßen, die nach NS-Opfern oder nach WiderstandskämpferInnen benannt sind, sowie eine Liste von Stolpersteinen zusammengestellt. Zum Gedenken an die Zwangsarbeiter gab es auf dem Friedhof in Waldbröl, auf dem Grotenbach-Friedhof in Gummersbach und an der Kirche in Lindlar Gelegenheit.