Der Tod ist ein Meister aus Deutschland
30. Januar 2021
Essen, Holocaust-Gedenktag, KZ Auschwitz
Seit 1996 ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar in Deutschland Gedenktag. Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust wurde er von den Vereinten Nationen im Jahr 2005 erklärt. Er bezieht sich auf den 27. Januar 1945, an dem das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee befreit wurde. Auschwitz steht auch heute noch für faschistische Herrschaft und politische Verfolgung, Unterdrückung sowie Raubkrieg und Versklavung.
Die Essener VVN-BdA hatte zum 76. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers auf dem Willy-Brandt-Platz, direkt gegenüber dem Hauptbahnhof eine auffällige und unübersehbare Kunstaktion gestartet. Vier wandgroße Bilder des Künstlers Peter Köster, Mitglied der VVN-BdA, die schwarzweißen Fotografien ähnelten, zeigten typische Bilder der faschistischen Konzentrationslager. Sie waren umgeben von Stacheldraht und nachempfundenen Betonpfosten. Köster war es wichtig, das Gedenken an die Unmenschlichkeit des Faschismus in die Stadt zu bringen.
Unter die Haut gingen auch die Lautsprecherübertragungen mit Zeugnissen von Überlebenden der Lager und Todesmärsche. Zu hören waren Esther Bejarano, Auschwitzüberlebende, die aus ihrem Buch „Wir leben trotzdem“ vorlas und andere Zeitzeugen, mit ihren Erlebnissen in den Nazihöllen.
„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ heißt es in dem Gedicht „Todesfuge“ von Paul Celan, das ebenfalls rezitiert wird. Celan, deutschsprachiger Jude aus Rumänien, hat seine Erlebnisse dort verarbeitet. Seine Eltern wurden im Herbst 1942 im KZ ermordet. Celan musste als Zwangsarbeiter im Straßenbau arbeiten.
Trotz des Regenwetters waren zahlreiche Besucher zur Eröffnung erschienen. Unterstützung hatte die VVN-BdA Essen unter anderem von den Falken, die sich um den Ton gekümmert hatten. Vom örtlichen DGB, der in seinen Räumen die Möglichkeit bot, sich mit Kaffee und Kuchen zwischendurch aufzuwärmen. Das Bündnis Aufstehen gegen Rassismus, Essen produzierte ein Video über die Aktion. Es kann, fertig geschnitten in den nächsten Tagen auf dem neuen YouTube-Kanal der Essener VVN-BdA angeschaut werden (hier).
Für die 96 jährige Esther Bejarano ist die Jugend der Schlüssel um zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt. Sie sei nicht schuldig, mache sich jedoch schuldig, wenn sie nichts von der Geschichte wissen wolle. Bejaranos große Hoffnung ist, dass ihre Geschichte auch in den nächsten Generationen weitererzählt wird. Dann ist der Tod kein Meister mehr aus Deutschland.
Nachtrag: Inzwischen ist das von Aufstehen gegen Rassismus Essen erstellte Video auf dem YouTube-Kanal der VVN-BdA Essen zu sehen.