Landesdelegiertenkonferenz der VVN-BdA NRW 22. April 2023 – Rechenschaftsbericht

26. April 2023

Landesdelegiertenkonferenz 2023, Falk Mikosch (Foto: Jochen Vogler).

Liebe Kameradinnen und Kameraden, liebe Gäste

Klara Tuchscherer hat im Kölner Archiv diese Abbildung gefunden. Vor 57 Jahren dauerte die 20. Landesdelegiertenkonferenz sogar zwei Tage.

Unser Archiv stößt auf großes Interesse, wir bekommen Anfragen von VVN-Kreisvereinigungen, aus dem universitären Bereich, von öffentlich-rechtlichen Sendern, von anderen Archiven und selbstverständlich von Privatpersonen. Inzwischen sind über 8.000 Dokumente in unseren digitalen Findbüchern erfasst. Neben dem Archivgut des Widerstands gehören dazu auch Dokumente aus der Geschichte der VVN-BdA von der Gründung bis in die 70ger Jahre.

Die Polykrise

In den Schweizer Alpen, in Davos, versammeln sich Anfang Januar Banker*innen, Großindustrielle, hochrangige Politiker*innen, Milliardär*innen und Lobbyist*innen auf dem Weltwirtschaftsforum.

Der Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums Klaus Martin Schwab sagte: „Achtzig Prozent der Experten denken, dass wir von Krise zu Krise springen.“ Seiner Auffassung nach leben wir in einer „Polykrise“.

In unserer Gegenwart verschränken sich verschiedene Krisen zu einer Polykrise:

Wirtschaftskrise (Inflation und Rezession), Umweltkrise (Klima und Pandemie) und geopolitische Krise (Krieg und internationale Spaltung).

Wirtschaft

Regierungs- und Zentralbankchefs versuchen die ganze Welt davon zu überzeugen, dass bald alles wieder normal wird. Unsere Wirtschaft werde zum Niveau vorpandemischer Zeiten zurückkehren, behaupten sie.

Doch das ist nicht der Fall. Alles weist auf das Gegenteil hin:

Die Zeiten geringer Inflation und mehr oder weniger stabiler Wirtschaftstätigkeit, liegt hinter uns. Die drei wichtigsten Wirtschaftszentren USA, China und Europa lahmen. Ein Drittel der Weltwirtschaft könnte dieses Jahr in die Rezession gehen.

Covid-19

Bereits vor Covid-19 zeichnete sich eine neue Rezession ab. Deutschland war das erste europäische Land mit einem Negativwachstum. Als das Coronavirus erkannt wurde, war der Patient schon längst krank. Jeder weiß, dass ein kranker Patient weniger Abwehrkraft hat. Die Wirtschaft musste umgehend auf die Intensivstation gebracht und an den Tropf gehängt werden. Hochdosierte Geldspritzen vom Staat konnten das Schlimmste verhindern. Hunderte Milliarden Euro wurden in Rettungsmaßnahmen und Direkthilfen gesteckt und haben die Staatsverschuldung erhöht.

Es ging in erster Linie um die Rettung der großen Unternehmen. Konzerne mit Monopolstellung, Fluggesellschaften, die Automobilindustrie und andere Riesen erhielten Zahlungsaufschub, Garantien und Unmengen von Zuschüssen. Gleichzeitig wussten etliche normale Bürger*innen und kleine Selbstständige nicht, wie sie über den Monat kommen sollten.

In der Coronakrise deutlich geworden

In der Coronakrise ist eins deutlich geworden: Nicht die Aktienmärkte haben die Welt am Laufen gehalten, nicht die Börse hat die Gesellschaft weiterfunktionieren lassen. Es waren all jene, die Arbeit gegen Lohn leisten, die auf den Bauernhöfen und den Feldern arbeiten, Fleisch verarbeiten, mit Zügen und Lkws Waren ausliefern, Schiffe be- und entladen, die Regale in den Geschäften einräumen, die Pakete zustellen und die Pflege organisieren.

Der zweite harte Schlag

Der Krieg ist der zweite harte Schlag. Der kranke Patient, der sich in der Zwischenzeit nicht erholt hat, erleidet nun Komplikationen. Wirtschaftliche Sanktionen und Gegensanktionen führten dazu, dass wir unsere gesamte Energieversorgung auf den Prüfstand stellen mussten.

Der Profithunger der großen Energiekonzerne hat die Preise für Energie und Lebensmittel explodieren lassen. Die Versorgung zahlreicher Länder des Südens mit Getreide ist nicht mehr gesichert. Unter dem allgemeinen Druck haben die Regierungen ihre Rüstungsetats gewaltig aufgestockt.

Russischer Angriff verstößt gegen internationales Recht

Als russische Panzer die Ukraine überfallen haben, mussten alle Stellung beziehen. Es gibt das Recht, sich gegen jede Art von Einmischung von außen zu verteidigen. Natürlich existieren die Feindseligkeiten schon seit 2014. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass der russische Angriff gegen internationales Recht verstößt.

Jedoch wurde sehr schnell offensichtlich, dass dieser Krieg zwei Seiten hat:

Es gibt einerseits den Verteidigungskrieg gegen den Einfall der russischen Armee und andererseits den Stellvertreterkrieg der USA und der NATO gegen Russland.

Dieser Stellvertreterkrieg lässt die Lage kippen. Am Beginn löste der Krieg in Europa eine kollektive Hysterie aus. Alle sollten blindlings den Anweisungen des Pentagons folgen. Wer eine andere Perspektive vertrat, wurde verhöhnt und als Meinungsaußenseiter abgestempelt. Ähnlich wie im Ersten Weltkrieg 1914, als alle für die Kriegskredite stimmen mussten.

Antifaschismus und Frieden sind alternativlos!

Den 75. Jahrestag der Gründung unserer Landesvereinigung konnten wir erst mit einem Jahr Verspätung feiern. Nach mehr als zwei Jahren Kontaktbeschränkungen, Video-Konferenzen und online Veranstaltungen haben wir uns im Juni letzten Jahres in Wuppertal wieder live getroffen.

Rechtzeitig dazu konnten wir unser Buch „75 Jahre VVN-BdA NRW – Die Geschichte der VVN-BdA in Streiflichtern seit ihrer Gründung 1946“ herausbringen. Laut Fabian Virchow und Alexander Häusler vom „Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus (Forena)“ an der Hochschule Düsseldorf ist es die bisher einzige geschlossene Darstellung des Antifaschismus nach 1945. Das ist doch was.

Warum ich das an dieser Stelle erwähne. Wir haben im Rahmen unserer Feier ein weiteres Dokument veröffentlicht: „Grundsätzliche Kritik an der gegenwärtigen politischen Auseinandersetzung zum Krieg in der Ukraine“.

Darin haben wir versucht unsere Position zu diesem Krieg darzustellen. Unverändert gilt: sofortiger Waffenstillstand, Diplomatie/Verhandlungen, keine Waffenlieferungen.

Der heuten Landesdelegiertenkonferenz liegt der Entwurf eines Positionspapiers dazu vor. Hier haben wir wesentliche Punkte aus diesem Papier übernommen.

Die ersten Opfer dieses Krisenklimas

Tatsächlich wird jetzt überall Inflationsalarm geläutet. In dieser Zeit steigen die Lebensmittelpreise weiter. Die Zentralbanken wollen gegen die Inflation mit einer Reduzierung der Geldmenge und steigenden Zinssätzen ankämpfen. Die Politik des „kostenlosen Geldes“ steht also nicht mehr zur Verfügung. Infolge der sehr niedrigen Leitzinsen der letzten 15 Jahre hat sowohl die staatliche als auch die private Verschuldung nicht mehr haltbare Ausmaße angenommen.

Least Developed Countries (LDC)

Die Vereinten Nationen zählen 46 Staaten zu den am wenigsten entwickelten Ländern (Least Developed Countries (LDC)), in denen es für die in ihnen lebenden 1,1 Milliarden Menschen zuletzt nur bergab ging. 33 von ihnen liegen in Afrika südlich der Sahara. Coronakrise und Ukraine-Krieg haben die Lage »noch einmal verschlechtert«, die Zahl der Hungernden nehme »weltweit um über 200.000 Personen« zu – pro Tag. Einem Drittel dieser Länder droht der Staatsbankrott, außerdem spürten sie den Klimawandel »viel stärker als wir« (Quelle: Neue Zürcher Zeitung (NZZ) 31. März 2023).

Prioritäten der deutschen Regierung

Am 28. März wurden Prioritäten der deutschen Regierung deutlich: Sie wies den Haushaltsausschuss an, für die Militärhilfe an Kiew in diesem Jahr zusätzliche 3,2 Milliarden Euro zu genehmigen und für die nächsten Jahre weitere 8,8 Milliarden Euro. Die deutsche Waffenhilfe steigt damit von bisher drei Milliarden Euro auf 15 Milliarden. Begründung: »Aufgrund der hohen materiellen Verluste der ukrainischen Streitkräfte sind neue Materiallieferungen erforderlich.« Es bestehe »die schwerwiegende Gefahr, dass die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen den russischen Aggressor unterliegt, mit unvorhersehbaren Konsequenzen für die europäische Friedensordnung«.

Für die Least Developed Countries gab es ganze 210 Millionen US-Dollar.

Profite steigen rasant

Die Lohnabhängigen bei uns und der globale Süden sollen die Rechnung bezahlen. Versucht wird, uns für einen neuen allgemeinen Trend zu Mäßigung und Sparpolitik sturmreif zu schießen. Vier Jahrzehnte Neoliberalismus haben auf die Reallöhne einen ausgesprochen negativen Einfluss gehabt. Man kann eine enorme Umverteilung von Arbeit zu Kapital beobachten. Arbeit wird geringer entlohnt, während auf der anderen Seite die Profite rasant steigen.

Wirtschafts- und Technologiekriege

Die US-Regierung hat einen Technologiekrieg gegen China gestartet. Joe Biden verbot den Export erweiterter integrierter Schaltsysteme nach China. Das Ziel ist, China den Zugang zur Spitzentechnologie der Zukunft zu verwehren, die unter anderem für künstliche Intelligenz und hochentwickelte Waffensysteme benötigt wird.

Diese Wirtschafts- und Technologiekriege vertiefen die Kluft im aktuellen Weltwirtschaftssystem. Um ihre Position in den weltweiten Industrieketten abzusichern, werden China und andere Schwellenländer ein vom alten, US-dominierten System unabhängiges internationales Wirtschaftssystem etablieren müssen. Der neue Kalte Krieg bedeutet somit auch das Ende der 1990 eingeleiteten Epoche kapitalistischer Globalisierung.

Nicht länger bereit, das Spiel der USA mitzuspielen

Die Mehrheit der Länder positioniert sich gegen den Krieg Russlands gegen die Ukraine, und das zu Recht. Doch außerhalb der westlichen Staaten sind nur wenige Länder zu den Sanktionen bereit, die Washington vorschreiben will. Das bedeutet einen tiefgreifenden Wandel, in gewisser Weise eine Revolte der nichtwestlichen Länder gegen die etablierte Ordnung. Viele „ungebundene Länder“ sind nicht länger bereit, das Spiel der USA mitzuspielen.

Während zahlreiche Länder des Südens sich nicht zwingen lassen, Partei zu ergreifen, erscheint die Europäische Union und unser Land zunehmend von den USA gesteuert.

Sozialer Krieg im Inneren

Der Krieg in der Ukraine ist unfassbar teuer. Unser Land investiert mehr als 100 Milliarden Euro in militärische Zwecke und kauft neue Waffensysteme in großen Mengen. Und zwar nicht in einem anderen europäischen Land, sondern in den USA, deren Rüstungsindustrie boomt.

Als das Eis in Deutschland einmal gebrochen war, folgten andere Länder: Frankreich, Polen, Litauen, Dänemark, Schweden und Belgien. Alle haben ihre Militärausgaben aufgestockt und kaufen neue Ausrüstungen in den USA. Um diese Einkäufe zu finanzieren, werden reihenweise öffentliche Investitionsprojekte gestoppt und Löhne eingefroren. Ein militärischer Krieg im Außen und ein sozialer Krieg im Innen – das sind zwei Seiten derselben Medaille.

Austritte keineswegs politischer Art

Seit unserer letzten Landesdelegiertenkonferenz im Februar 2020 hatten wir 69 Austritte zu verzeichnen. Viele Begründungen unsere Vereinigung zu verlassen, waren keineswegs politischer Art, sondern viele gaben an, die Mitgliedsbeiträge nicht mehr aufbringen zu können. An diesem kleinen Beispiel werden die Auswirkungen des sozialen Krieges im Inneren auch bei uns deutlich.

Unser Appell an die Kreisvereinigungen den betroffenen Kameradinnen und Kameraden unbedingt in ihre Notlage zu helfen. Das mindeste kann die Beitragsfreistellung als Überbrückung sein.

Neuer Protektionismus

Die USA haben die Europäer*innen gezwungen, ihre Erdgaslieferverträge mit Moskau aufzukündigen und Alternativen zu suchen. Dazu zählt das extrem teure US-amerikanische Fracking-Gas.

Doch für Washington ist damit nicht genug. Die Regierung pumpt riesige Vermögen in den neuen Protektionismus. Mit dem Inflation Reduction Act will Biden die nächsten neun Jahre Unternehmen mit 370 Milliarden Dollar subventionieren. Dieses „Klimaschutzprogramm“, wie die US-Regierung es nennt, enthält massive Anreize für den Kauf von Elektroautos und Batterien aus US-Fertigung.

Bedenkt man nun noch die extrem hohen Energiepreise in Europa, so versteht man, warum Unternehmen mit hohem Energieverbrauch und Chemieunternehmen wie BASF planen, einen Teil ihrer Produktion in die USA zu verlegen.

Europa reagiert schwach oder gar nicht, Brüssel und Berlin trotten Washington willig hinterher. Wer noch die Unabhängigkeit der Europäischen Union hochhält, befindet sich in der Defensive.

Mitgliederzuwachs

Trotz dieser bedrohlichen Rahmenbedingungen hatte unsere Landesvereinigung seit der letzten Landesdelegiertenkonferenz 2020 eine erfreuliche Mitgliederentwicklung. Im Vergleich zu 2019 bis heute hatten wir einen Zuwachs von immerhin 40 %. Dabei hat uns nicht zuletzt die Auseinandersetzung um unsere Gemeinnützigkeit sehr geholfen.

Der Anteil der Frauen in unserer Vereinigung beläuft sich auf 38 %.

22 aktive Kreisvereinigungen

Insgesamt haben wir 22 aktive Kreisvereinigungen. Davon haben immerhin 19 in Mitgliederversammlungen Delegierte für heute gewählt. Die TOP 5 sind Köln, Dortmund, Düsseldorf, Bochum und Essen. Sie haben einen Anteil von 43 % an der Gesamtorganisation. Mehr als 100 Mitglieder gehören keiner Kreisvereinigung an. Bisher ist es hier nicht gelungen Organisationsstrukturen aufzubauen, um diese Mitglieder zu integrieren.

Im Berichtszeitraum konnten wir in Krefeld, Bonn und Soest neue Kreisvereinigungen bilden bzw. wiederbeleben. Leider sind uns im gleichen Zeitraum die Kreisvereinigungen Remscheid und Hagen verloren gegangen.

Zugehörigkeit in Jahren

43 % unserer Mitglieder sind innerhalb der letzten fünf Jahre aufgenommen worden. Leider ist es uns bisher nur unzureichend gelungen die neuen Mitglieder zur aktiven Mitarbeit zu bewegen.

Nicht zuletzt spiegelt sich das in der Zusammensetzung der hier anwesenden Delegierten wider. Nur 28 % sind innerhalb der letzten fünf Jahre Mitglied geworden.

Altersstruktur

Knapp 40 % unserer Mitglieder sind unter 60 Jahre alt.

Programm zur Mitgliederverwaltung

Insgesamt ist unsere Datenlage jedoch unzureichend. Immerhin fehlen uns von etwa einem Drittel der Mitglieder Geburtsdatum, Eintrittsdatum sowie Kontaktdaten, wie Mailadresse, Telefonnummer usw.

Deshalb haben wir uns im Berichtszeitraum ein Mitgliederverwaltungsprogramm zugelegt, in dem alle für den Vereinszweck nötigen Daten erfasst werden können. Wir müssen genau wissen, wer tatsächlich Mitglied bei uns ist. Von Karteileichen haben wir nichts.

In ihrem Finanzbericht wird Silvia im Anschluss auch über den Status der Zusammenfassung unserer Kassierung berichten.

Herausforderungen

Unsere Vereinigung steht vor folgenden Herausforderungen:

  • Die neuen Mitglieder konnten bisher nur unzureichend für eine aktive Arbeit gewonnen werden.
  • Unsere Leitungen (Kreissprecher:Innen, Kreisvorstände, Landesvorstand, Landesgeschäftsführung usw.) sind überaltert. Die neuen Mitglieder sind unterdurchschnittlich repräsentiert.
  • In unseren Reihen befinden sich kaum Menschen mit migrantischem Hintergrund.
  • Der Anteil der Frauen in unserer Mitgliedschaft ist zu gering.

Unter dem Tagesordnungspunkt „Unserer Erinnerungskultur | Zukunft des Antifaschismus“ wollen wir versuchen diese Landesdelegiertenkonferenz für Ideen zu nutzen, um hier einen Schritt weiterzukommen.

Verband der Verleugneten

Unsere Aktivitäten seit der letzten Landesdelegiertenkonferenz haben wir euch schriftlich vorgelegt. Deshalb sparen wir uns die Einzelheiten. Eigentlich haben wir die Coronakrise relativ gut bewältigt.

Nicht im schriftlichen Bericht erwähnt ist jedoch die Gründung des „Verbandes für das Erinnern an die verleugneten Opfer im Nationalsozialismus“ im Januar dieses Jahres. Erstmal haben sich die sogenannten „Asozialen oder Berufsverbrecher“ organisiert. Diese Opfergruppe mit dem grünen und dem schwarzen Winkel wurde erst 2020 vom Deutschen Bundestag offiziell anerkannt. Unsere Kameradin Nicole aus Bochum ist Gründungsmitglied des Verbandes.

Erinnern heißt: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

Unsere Landesdelegiertenkonferenz hat das Motto: Erinnern heißt: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

Die Herausforderung, vor der wir stehen ist, dass die Klimabewegung nur ans Klima denkt, die Antifas nur an den Kampf gegen rechts, die Impfgegner wollen uns gegen das Impfen mobilisieren.

Auch unsere Vereinigung beginnt, nur noch den Aufstand gegen Rassismus zu betreiben. Der Kasseler Friedensratschlag ist Antiaufrüstungsbewegung und nicht mehr auch Antifa-Bewegung.

Das „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ wird kaum noch zusammengedacht. Es gibt jedoch keine Friedensbewegung, wenn sie nicht antifaschistisch ist und keine Antifa-Bewegung, wenn sie nicht antimilitaristisch ist.

An den klassischen Friedenskräften vorbei

Im Vorfeld des diesjährigen Ostermarsches gab es innerhalb unserer Vereinigung Auseinandersetzungen über die Zusammenarbeit mit der Partei dieBasis.

die Partei dieBasis ist aus den Corona-Protesten der letzten Jahre hervorgegangen. Wie es scheint, hat sich die Pandemielage jedoch normalisiert. Da dieBasis zu diesem Thema kaum noch mobilisieren kann, hat sie sich dem Thema „Frieden“ zugewandt. Mit ihrer ‚AG Frieden‘ ist sie Teil des sogenannten ‚Friedensbündnis NRW‘. Dieses Bündnis hat in der letzten Zeit, an den klassischen Friedenskräften vorbei, eigene Aktivitäten entwickelt (z.B. Demos in Düsseldorf am 11. Februar bzw. am 25. März).

Besonders aus dem Raum Düsseldorf haben sich Mitglieder der VVN-BdA an diesen Demonstrationen beteiligt. Darauf angesprochen waren ihre Argumente: Die Aussagen des Bündnisses zu Frieden und Abrüstung seien völlig in Ordnung. Darüber hinaus dürften die Teilnehmenden nicht den Rechten überlassen werden.

Charakter der Partei dieBasis

Welchen Charakter die Partei dieBasis hat, kann in der Antifa Ausgabe März/April 2023 | Seite 8 nachgelesen werden. Außerdem reicht einmal Googlen schon aus, um deren Hintergrund zu beleuchten. Daraus ergibt sich kein Zweifel, dass es sich um eine rechtsesoterische Partei (Antifa) handelt. Sie versucht das Thema Frieden zu besetzen und bedient sich dazu der Argumente der Friedensbewegung. Warum werden diese Erkenntnisse einfach ignoriert?

Wie ist es mit dem Potential zur Mobilisierung dieser rechtsesoterischen Kräfte bestellt?

Die Teilnehmenden an diesen Aktivitäten sind keineswegs Menschen, die den Rechten auf den Leim gegangen sind. Sie haben sich bewusst entschieden. Es scheint, dass einige VVN-Mitglieder durch Beteiligung an den Aktivtäten der rechtsesoterischen Partei dieBasis glauben, deren Potential auf die Seite der Friedenskräfte ziehen zu können. Es ist jedoch eher zu vermuten, dass die Teilnahme an diesen Aktivtäten sie sogar noch bestärkt und nicht zu einer Umorientierung nach links führt.

20 % der Bevölkerung haben geschlossenes rechtsextremes Weltbild

Durch Studien ist belegt, dass etwa 20 % der Bevölkerung in unserem Land ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild haben. Das ist ja nicht nur eine Zahl, sondern das sind Menschen, von denen sich viele während der Pandemie in Bewegung gesetzt haben. Es kann nicht sein, den rechtsoffenen Kräften entgegenzukommen, indem ihnen sogar eine Plattform geboten wird, wie es zum diesjährigen Ostermarsch in Düsseldorf versucht wurde.

Es ist mir völlig unverständlich warum VVN-Mitglieder gezielt Kontakt zu einer nach rechts offenen Gruppe suchen. Dabei gehen sie sogar so weit, auf deren Veranstaltungen einen Redner zu stellen, wie am 25. März in Düsseldorf. Warum wird nicht die gleiche Energie aufgewendet, mit bedeutenden Akteuren ins Gespräch zu kommen?

Meinungsbild in der VVN-Landesvereinigung NRW

Das wirkliche Potential, mit dem den Kriegstreibern und Rechten entgegengetreten werden kann, haben bei uns vor allem die Gewerkschaften. Auch wenn es noch nicht um unsere Themen geht, beweisen die Streiks im öffentlichen Dienst was möglich ist.

Sowohl im Rahmen der Landesausschuss-Sitzung am 11. März als auch dem Treffen des geschäftsführenden Landesausschuss am 27. März gab es ein eindeutiges Meinungsbild unserer VVN-Landesvereinigung. Mit sehr großer Mehrheit wird eine Beteiligung an Aktivitäten der rechtsesoterischen Partei dieBasis abgelehnt.

Die Tür nach rechts bleibt geschlossen

Wir verurteilen rechte und nach rechts offene „Friedens“-Aktionen und halten daran fest:

Die Tür der Antifa- und Friedensbewegung nach rechts bleibt geschlossen.

Die VVN-BdA verurteilt alle Angriffskriege, die des Westens wie die Russlands. Sie ist überparteilich, lässt sich von keiner Partei vereinnahmen. Das hat sie im Umgang mit SPD, KPD und DKP gezeigt und sie betont es auch gegen Partei dieBasis. Letzteres auch wegen deren zweifelhaften Beziehungen gegenüber Rechts, Reichsbürger usw. Wer direkt oder indirekt bei AfD oder diebasis oder ähnlichen Kräften andockt, begibt sich auf den Weg in den Rassismus und Militarismus. Das beweist unter anderem das Militärpolitische Programm der AfD-Bundestagsfraktion.

‚Nie wieder Krieg und Nie wieder Faschismus‘ gehören zusammen. Mit Ultrarechten für den Frieden eintreten? – das geht nicht. Als Bündnisorganisation verurteilt die VVN-BdA alle Versuche, die Friedensbündnisse in Kampfabstimmungen zugunsten rechtsoffener Kräfte zu verwickeln. Bündnisse existieren im vertrauensvollen Konsens und nicht in Grabenkämpfen.

Pablo Picasso, ein Künstler für den Frieden

Liebe Kameradinnen und Kameraden, liebe Gäste,

Im April vor 50 Jahren starb Pablo Picasso, ein Künstler für den Frieden. Auf dem internationalen Friedenskongress in Sheffield 1950 formulierte er seine Botschaft in einfachen Worten:

„Ich bin für das Leben und gegen den Tod. Ich bin für den Frieden und gegen den Krieg.“

Herzlichen Dank!