Viele Aktionen um den 8. Mai 2020 in NRW – Mehr Fotos und Kurzberichte
17. Mai 2020
8. Mai, Bochum, Dortmund, Duisburg, Dülmen, Essen, Gelsenkirchen, Hamburg, Herten, Köln, Minden, Münster, Oberhausen, Siegen
Die Forderungen der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano und der VVN-BdA, den 8. Mai zu einem bundesweiten Feiertag zu erklären, haben offenbar einen Nerv getroffen! Am 7. Mai wurden in Berlin den Bundestagsvizepräsidenten Claudia Roth (Die Grünen), Petra Pau (DIE LINKE) und Thomas Oppermann (SPD) 100.000 Unterschriften übergeben, die die Forderung unterstützen den 8. Mai als bundesweiten gesetzlichen Feiertag einzuführen. An vielen Orten nicht nur in Nordrhein-Westfalen gab es trotz der Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie viele Aktivitäten, oft unter Beteiligung der örtlichen VVN-BdA-Kreisvereinigung. Nach ersten ausgewählten Fotos und Kurzberichten von Bochum bis zum Oberbergischen Kreis (hier) nun weitere ausgewählte Fotos und Kurzberichte von Dortmund bis Siegen.
Hier nur ein kleiner Nachtrag zum letzten Beitrag: Die Webseite der VVN-BdA Bochum verlinkt Bericht und Fotogalerie über die gemeinsame Veranstaltung zum 8. Mai mit dem Bochumer Jugendring, Bochum gegen Rechts und anderen Akteuren (hier).
Die VVN-BdA Dortmund erklärte zum 8. Mai bei einer Mahnwache am Phönixsee: Schluss mit der Ehrung Emil Kirdorfs. Der Treffpunkt war zwischen Hörder Burg und Hafen, denn die Baustelle für das Mahnmal für ehemalige Zwangsarbeiter war abgesperrt. Die VVN-BdA Dortmund fordert aus Anlaß des 8. Mai, Tag der Befreiung, dass der Raum 7 der Steinwache erhalten bleibt und nicht bei einem geplanten Umbau beseitigt wird. Sie fordert ebenso, dass in Eving die Bezeichnung „Kirdorf-Kolonie“ getilgt wird und dass ein erklärendes Schild aufgehängt wird, so wie es vor acht (!) Jahren die Bezirksvertretung beschlossen hat.
Eine weitere Aktion führte das Dortmunder Bündnis gegen Rechts auf dem Friedensplatz zum 75. Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus durch (hier).
Am Samstag, 9. Mai versammelten sich 25 Menschen vor der Gedenktafel an die Zerstörung Dülmens im März 1945. Schutzmasken und Abstand waren Auflagen, die Friedensfreunde Dülmen e. V. hatten große Seile zusammengebunden, die alle Teilnehmer*innen hinter ihren Rücken legten. So konnte niemand durch diesen Kreis laufen – und alle waren wie eine „Seilschaft“ miteinander verbunden. Michael Stiels-Glenn machte Anmerkungen zur Geschichte, Johannes Waldmann, der stellvertretende Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Coesfeld sprach zu aktuellen Lehren aus Faschismus und Krieg. Es wurden Gedichte und Texte vorgetragen und drei Friedenslieder gesungen. Eine Reihe von Passanten hörten längere Zeit zu. Die Dülmener Zeitung berichtete darüber. Fotos und ein Video, das Gerd Jungmann hergestellt hat, finden sich auf der Webseite unter „Bildergalerie“ (hier).
Zum 75 Jahrestag der Befreiung vom Faschismus wurden in Essen fünf Orte des faschistischen Terrors von Antifaschist*innen besucht, deren Geschichte erzählt und der Opfer des Naziterrors gedacht. Es handelte sich um eine gemeinsame Aktion der VVN-BdA Essen, dem Essener Friedensforum und der DKP. Besucht wurden unter anderem die Gedenkstätte Gerlingstraße, die an die 99 verschütteten sowjetischen Kriegsgefangenen erinnert sowie von die Gedenktafel im Holbeckshof, wo sich 1942 das Sammellager von Jüdinnen und Juden befand. Neben Fotos entstand das Youtube-Video. Der DGB hat anlässlich des 8. Mai 2020 bewegende Videos und eine Broschüre über gemeinsame Gedenkstättenfahrten der DGB-Jugend MEO mit der VVN-BdA Essen ins Netz gestellt (hier).
Noch ein kleiner Nachtrag: in Gelsenkirchen beteiligte sich die VVN-BdA an der Kundgebung des Gelsenkirchener Aktionsbündnisses gegen Rassismus und Ausgrenzung am 8. Mai 2020 im Stadtgarten Gelsenkirchen. Knut Maßmann sprach hier für die VVN-BdA, erinnerte an lokale Geschehnisse und forderte, den 8. Mai zum Feiertag zu machen. Die Rede ist inzwischen auf Youtube verfügbar.
„Herten ist bunt“ veröffentlichte auf seiner Homepage zusätzlich zur Veranstaltung ein Video. Aufgrund der Ausnahmegenehmigung wegen der Corona-Pandemie war es nicht erlaubt, den sogenannten „Schwarzen Weg“ gemeinsam zu gehen. Diese Funktion übernimmt unter anderem das Video.
Auch in Köln wurde trotz Corona gedacht. Am Mahnmal am Hansaring, am Westfriedhof, am Mahnmal Bartholomäus-Schink-Straße, in Brauweiler, am Deutzer Rheinufer und an vielen anderen Stätten des mörderischen Terrors wurden Blumen niedergelegt, gab es kleine Kundgebungen, hieß es: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Ein ausführlicher Beitrag mit vielen Fotos findet sich auf der Seite der Kreisvereinigung Köln (hier).
In Minden fand ein stilles Gedenken an das Kriegsende unter der Losung „8. Mai 1945 – Befreiung – was sonst!? – Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ statt. Erinnert wurde an die Millionen Toten unter der Zivilbevölkerung, den Opfern durch Zwangsarbeit und KZs und dem Blutzoll der „Roten Armee“. Am Gedenkort auf dem Vorplatz des Stadttheaters Minden versammelten sich Vertreter der örtlichen Gewerkschaften, von Minden gegen Rechts, der VVN-BdA Minden-Lübbecke und der DKP Minden. Der Corona-Pandemie geschuldet verteilten sich die Teilnehme vorschriftsmäßig am Gedenkort. Eine Ansprache gab es in diesem Jahr nicht und die Veranstaltung löste sich nach gut 45 Minuten wieder auf.
Mitglieder der VVN-BdA legten noch Gestecke an zwei weiteren Gedenkorten nieder: am Mahnmal der bei der Produktion von Kriegsgerät im Stollen „Porta Westfalica“ zu Tode gequälten und ermordeten Zwangsarbeiter und am Straßenschild „Heinrich-Kurlbaum-Weg“ – ein wegen Kriegsdienstverweigerung ermordeter Zeuge Jehova.
Auch in Oberhausen trafen sich VVN-BdA-Mitglieder zum Tag der Befreiung vom Faschismus und fordert, den 8. Mai zu diesem Anlass mit einem Feiertag zu würdigen. Zugleich kritisierten die Veranstalter die unglaubliche Aussage Gaulands, dem Ehrenvorsitzenden der AFD, wonach der 08. Mai „auch ein Tag der absoluten Niederlage [war], ein Tag des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit“. (Welche „Gestaltungsmöglichkeiten“ die Nazis von 1933 bis 1945 genutzt hatten, davon ist auf dieser Seite ausführlich zu lesen. Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!)
Aus Siegen erreichte uns ein Bericht von Dirk Jakob auf Facebook (hier). Die Gedenkveranstaltung zum 8. Mai 2020, dem 75. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus fand bei den Gräbern sowjetischer Zwangsarbeiter*innen am Hermelsbacher Friedhof in Siegen statt.
Last but not least
Das Forum für mediale Gegenöffentlichkeit, r-mediabase, zeigt eine Fotoserie zum 8. Mai (hier), und weitere aus Münster (hier), Dortmund (siehe oben) und Hamburg (hier).
Ergänzte Fassung.