Joachim Schramm gedachte des toten Syrers aus dem Polizeigefängnis von Kleve – Abriss eines kriegshetzerischen Denkmals in Kalkar gefordert

4. Oktober 2018

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Militarisierung einer Region (Foto jochen vogler – r-mediabase.eu)

“Ich möchte auf ein schlimmes Ereignis hinzuweisen, dass nur wenige Kilometer von hier passiert ist. Im letzten Jahr haben wir hier vor der Seydlitz-Kaserne in Kalkar einen Kranz für die auf ihrer Flucht ums Leben gekommenen Flüchtlinge niedergelegt. Nun ist nicht weit von hier in Kleve ein Flüchtling ums Leben gekommen, der sich längst in Sicherheit wähnte. Der 26-jährige Syrer starb am Samstag, 29. 9., an den schweren Verletzungen, die er vor 14 Tagen beim Brand in seiner Zelle in der JVA Kleve erlitten hat. Dort saß er fälschlicherweise, weil er bei einer polizeilichen Überprüfung im Juli verhaftet worden war. Gesucht wurde jedoch eigentlich ein Mann aus Mali, der den gleichen Namen wie der Syrer verwendete.

Zwei Monate saß der Syrer unschuldig im Gefängnis, obwohl inzwischen auch die Behörden Zweifel an seiner Identität hatten. Wie es zu dem Brand kam, ist bisher ungeklärt. Selbstmordabsichten hielt selbst der Leiter der JVA für unwahrscheinlich. Wir trauern um den jungen Mann, der vor dem Krieg in seiner Heimat fliehen musste und hier in der vermeintlichen Sicherheit gestorben ist. Wir fordern die Aufklärung der Todesumstände und der unberechtigten Verhaftung. die Verantwortlichen sind zur Rechenschaft zu ziehen.”

Joachim Schramm sagte weiter:

„An diesem Wochenende stand in der Tageszeitung im Ruhrgebiet eine Werbung für die Tourismusregion Niederrhein und es wurde eine Tourismusbörse hier in Kalkar angekündigt. Der Niederrhein st eine schöne Region, in der man prima Urlaub machen kann. Doch es liegen dunkle Schatten über dieser Region, die Militärstützpunkte in Geilenkirchen, Nörvenich und hier in Kalkar. Will man Urlaub machen in eine Region, aus der der Tod in die Welt geschickt wird? Und auch andere Schatten gibt es hier. Wir sind gerade mit unserem Demo-Zug an einer Grünanlage vorbeigekommen, in der etwas versteckt ein Kriegesdenkmal aus den 30ger Jahren steht, mit einem martialischen Adler obendrauf. Auf der Rückseite steht ein gruseliger Satz: „Mögen Jahrtausende vergehen, man wird nie von Heldentum reden können, ohne des deutschen Soldaten im Weltkrieg zu gedenken“. Der Historiker Hans Hesse hat schon vor drei Jahren öffentlich darauf hingewiesen, woher dieser Satz stammt. Er steht leicht abgewandelt in Hitlers „Mein Kampf“. Hesse hat die Stadt Kalkar damals aufgefordert, dieses Denkmal abzureißen. Doch es steht immer noch. Was will die Stadt Kalkar damit aussagen? Dass auch die hier stationierte Bundeswehr in dieser Tradition steht, so wie die Bundeswehr ja auch immer noch in Kasernen residiert, die nach Rommel und anderen Wehrmachts-Generälen benannt ist. Wir finden es unerträglich, dass ein Denkmal mit einem solchen Bezug heute noch in einer deutschen Stadt steht. Im nächsten Jahr jährt sich der Beginn des 2.WK zum 80sten Mal. Ein gute Gelegenheit, zwar spät aber immerhin diesen Schandfleck aus Kalkar zu entfernten. Wir appellieren eindringlich an den Stadtrat von Kalkar: Reißen sie dieses Denkmal ab!.“

Joachim Schramm leitete die diesjährige Kundgebung gegen das NATO- und Bundeswehrluftkampfkommando. Er ist Landesgeschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen NRW.