Die Chronik der Schande: Die Stadt Kalkar und ihr Nazi-Kriegerdenkmal

25. Juni 2020

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Das Nazi-Kriegerdenkmal am 09.05.2020 – passend umgestaltet.

Presseerklärung Um einen Skandal handelt es sich nach Auffassung der VVN-BdA NRW, dass die bislang einzige Reaktion der Stadt Kalkar auf die künstlerische Umgestaltung eines faschistischen Kriegerdenkmals durch den Künstler Wilfried Porwohl eine Anzeige wegen Sachbeschädigung ist und das Zitat aus Hitlers „Mein Kampf“ weiterhin unkommentiert in aller Öffentlichkeit stehen bleibt!

Es handelt sich um ein während der Nazi-Zeit errichtetes Kriegerdenkmal, das in einer öffentlichen Parkanlage steht und vom zentralen Kreisverkehr in Kalkar aus gut sichtbar ist. Mit der Aufschrift „Unsere Helden 1914-1918“ diente es wie viele andere Denkmäler im Dritten Reich der ideologischen Vorbereitung des Zweiten Weltkrieges. Auf der Rückseite des mit Adler und Schwert bestückten 4 Meter langen und 1,25 Meter hohen Quaders findet sich unkommentiert ein Zitat aus Adolf Hitler „Mein Kampf“, mit dem die deutschen Soldaten des Weltkrieges verherrlicht werden.

Bereits 2014 hatte ein Historiker die Stadt Kalkar auf das Hitler-Zitat hingewiesen. Nachdem trotz Beschäftigung durch den Stadtrat in den Jahren 2015 und 2016 nichts geschehen war, hatte der Künstler und Sprecher der Klever DFG-VK Wilfried Porwohl bereits am 27. Juli 2019 das massive Kriegerdenkmal farblich bunt zu einem Friedensmahnmal umgestaltet. Doch war die einzige Reaktion der Stadt Kalkar damals eine Anzeige wegen Sachbeschädigung und die Reinigung des Nazi-Denkmals noch am gleichen Tag – so schnell konnte die Verwaltung plötzlich arbeiten. Auf das damalige große Presseecho, der WDR berichtete in der Aktuellen Stunde darüber, geschah bis auf einen erneuerten Ratsbeschluss, eine Tafel mit eindeutiger Distanzierung aufzustellen, weiterhin nichts.

Noch im März diesen Jahres hatte die Stadt Kalkar auf Anfrage der DFG-VK erklärt, im Frühjahr zumindest eine Infotafel aufzustellen. Als dies bis zum 8. Mai 2020 noch immer nicht geschehen war, griff der Künstler erneut zur Farbe. Prompt folgte erneut eine Anzeige wegen „gemeinschädlicher Sachbeschädigung“.

Die Landesvereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten findet es unerträglich, dass noch 75 Jahre nach dem Ende des faschistischen Eroberungs- und Vernichtungskrieges ein kriegsverherrlichendes Denkmal, dass die deutschen Soldaten beider Weltkriege verherrlicht, unkommentiert im öffentlichen Raum steht. Für uns ist das Verhalten der Stadt Kalkar nicht nachvollziehbar. Anstatt die Kriegsverherrlichung durch das Kriegerdenkmal zu beenden, versucht man den Kritiker daran durch Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung mundtot zu machen. Umso mehr freut es die VVN-BdA NRW, dass diese Art der „Traditionspflege“ weiter zunehmend in die öffentliche Kritik gerät.

„Wir fordern die Stadt Kalkar auf, dieses öffentliche Schandmal endlich abzureißen oder wie von dem Künstler initiert zu einem Friedensmahnmal umzugestalten und die Anzeige gegen Porwohl zurückzuziehen!“, so die Landessprecher*innen der VVN-BdA NRW, Knut Maßmann, Falk Mikosch und Silvia Rölle.

Das Nazi-Kriegerdenkmal am 09.05.2020 – hier die Rückseite passend umgestaltet.