„Für ein solidarisches Miteinander – gegen rechte Hetze und Gewalt“

18. November 2018

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„Für ein solidarisches Miteinander – gegen rechte Hetze und Gewalt“ am 10.11.2018 in Wuppertal. (Foto: Jochen Vogler, rmediabase)

Im Dauerregen folgten etwa 850 Menschen aus Wuppertal am 10.11.2018 dem Aufruf eines breiten Bündnisses um an die antisemitischen rassistischen Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung am 9./10. November 1938 zu erinnern, ebenso aber auch sich gegen die gewaltsamen rechten Umtriebe und dem Gift ihrer Hetze zu wehren. Wir dokumentieren die Rede von Jochen Vogler, Landessprecher der VVN-BdA NRW.

Rede am 10.11.2018 anläßlich der Bündnisdemo „für eine solidarische Gesellschaft – gegen rechte Hetze und Gewalt

Ich überbringe die Grüße der Landesvereinigung NRW der VVN/BdA .

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes ist die älteste antifaschistische Bündnisorganisation in diesem Land.
Noch vor der Gründung der Bundesrepublik am 24. Mai 1949 war 1946 die Gründungsversammlung der VVN in Düsseldorf.

Für alle, die wegen Verfolgung und Widerstand von den Nazis die Konzentrationslager, Gefängnisse, Folter überlebten, aus der Emigration zurückkehrten, war die VVN die Bündnis-Organisation, mit der sich der Wille und die Hoffnung verband, nach den schrecklichen 12 Jahren des Naziregimes ein neues demokratisches Gemeinwesen aufzubauen und zu gestalten.

Leitmotiv für die VVN war und bleibt der Schwur von Buchenwald.
Nach der Befreiung des KZ Buchenwald schworen die 21000 befreiten internationalen Häftlinge auf dem Appellplatz:

„Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht!
Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

Inzwischen mußten wir zur Kenntnis nehmen, daß der Behörde, die sich Verfassungsschutz nennt, der Schwur von Buchenwald als Beleg dafür dient, die VVN/BdA als „linksextremistische Organisation“ zu überwachen. Der Schwur von Buchenwald stütze die „kommunistische Faschismustheorie“ und sei damit gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung gerichtet.

Liebe Freundinnen und Freunde, die ihr euch mit eurer Teilnahme an dieser Demonstration für eine solidarische Gesellschaft und gegen rechte Hetze einsetzt:
Der Schwur von Buchenwald ist ein bedeutendes historisches Dokument und faßt zusammen was nach wie vor als Aufgabe steht.
Die fürchterlichen Umtriebe der NachwuchsNazis sorgen dafür, daß wir nicht nur die Erinnerungsdaten aus den 12 Jahren des Faschismus an der Macht wachzuhalten haben, deren Umtriebe schaffen auch in unserer Zeit Erinnerungs – und Gedenktage für die Opfer ihrer mörderischen Ideologie.

Wir sind inzwischen Zeitzeugen, wie es anfangen kann, mehrheitsfähig mit dumpfen reaktionären rassistischen menschenverachtenden Parolen werden zu können.

Von Peter Gingold, dem Antifaschisten und Kämpfer in der Resistance ist das Zitat überliefert:

„1933 wäre verhindert worden, wenn alle Hitlergegner die Einheitsfront geschaffen hätten. Dass sie nicht zustande kam, dafür gab es für die Hitlergegner in der Generation meiner Eltern nur eine einzige Entschuldigung: Sie hatten keine Erfahrung, was Faschismus bedeutet, wenn er einmal an der Macht ist. Aber heute haben wir alle diese Erfahrung, heute muss jeder wissen, was Faschismus bedeutet. Für alle zukünftigen Generationen gibt es keine Entschuldigung mehr, wenn sie den Faschismus nicht verhindern.“

Daß wir mehr sind, muß noch deutlicher sichtbar und erkennbar werden.

Der Schwur von Buchenwald ist leider noch immer aktuell und bleibt Leitmotiv.
Die Lehren der Geschichte aus der Zeit des regierungsamtlichen Faschismus und die Erfahrungen in unserer Zeit mit den mörderischen Umtrieben der Nachwuchsnazis beweisen nachdrücklich die Aussage: Faschismus ist keine Meinung – Faschismus ist ein Verbrechen!

Laßt uns nicht müde werden.

„Das Gedächtnis der Menschheit“ überschrieb Bertold Brecht das folgende Gedicht::

Diese Abgestumpftheit ist es,
die wir zu bekämpfen haben,
ihr äußerster Grad ist der Tod.
Allzu viele kommen uns schon heute vor wie Tote,
wie Leute, die schon hinter sich haben,
was sie vor sich haben, so wenig tun sie dagegen.
Und doch wird nichts mich davon überzeugen,
dass es aussichtslos ist,
der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen.
Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen,
damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde!
Lasst uns die Warnungen erneuern,
und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!
Denn der Menschheit drohen Kriege,
gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind,
und sie werden kommen ohne jeden Zweifel,
wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten,
nicht die Hände zerschlagen werden.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

„Für ein solidarisches Miteinander – gegen rechte Hetze und Gewalt“ am 10.11.2018 in Wuppertal. (Foto: Jochen Vogler, rmediabase)