Gedenken an die ehemaligen KZ-Häftlinge der Lager Berta 1 und Berta 2

30. Januar 2019

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Düsseldorf am 27.01.2019 – Foto: report d

Die VVN-BdA Düsseldorf und das Friedensforum Düsseldorf nahmen den 27.01.2019 – 74 Jahre zuvor befreite die Rote Armee das KZ Ausschwitz – zum Anlass, an die Häftlinge der KZ-Außenlager Berta I und Berta II zu erinnern. Auf dem Düsseldorfer Stadtgebiet gab es von 1942 bis 1945 insgesamt fünf Einsatzkommandos des KZ Buchenwald und ein Außenlager des KZ Sachsenhausen. Schauplatz der Veranstaltung waren die Erinnerungszeichen für Berta 2 in der Ratherstr. 31. Ein Bericht findet sich bei report-D.

Die Häftlinge von Berta I und Berta II, beides Außenlager des KZ Buchenwald, waren von der Firma Rheinmetall zum Einsatz in den Düsseldorfer Rüstungswerken angefordert worden, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen zur Produktion der sogenannten Vergeltungsraketen V1 und V2 gezwungen wurden. Viele Häftlinge überlebten diese Tortur nicht. Die Produktion von Munition war im zweifachen Sinn ein todsicheres Geschäft und ist es auch heute noch. Die fast 130-jährige Tradition des Geschäfts mit dem Tod geht indessen ungebrochen weiter, heute ist die Waffenschmiede Rheinmetall der größte deutsche Rüstungskonzern. 2017 konnte allein die Rüstungssparte von Rheinmetall den Umsatz auf über 3 Milliarden Euro steigern.

Rede von Ernst Gleichmann (Friedensforum Düsseldorf)

Ja, die Firma Rheinmetall lebt von Blut, Tod, und Angst, verkauft Waffen und Munition. Enorm profitierte die Firma von zwei Weltkriegen.
Aber auf jede der beiden Blütezeiten folgte ein jäher Absturz, als die Sieger die Rüstungsproduktion verboten. Das zwang zur Konversion, Weg von der Rüstungsproduktion hin zur Herstellung von Zivilgütern,wie z. B. Büromaschinen, Moped-Motoren, Eisenbahnwaggons. Wir lernen: eine Konversion, die gewollt wird, gelingt auch!
Nur, die Rheinmetall-Manager entdeckten, dass die Produktion von Mordinstrumenten viel profitabler ist als die von Zivilgütern.
1956 (mit der Aufstellung der Bundeswehr) hieß es auf einmal: SCHLUSS mit der Konversion!! Aufs Neue produzierte Rheinmetall Waffen und Munition: Die Bundeswehr kaufte Kampfpanzer und Raketen. 1990 allerdings drohte die Konversion zurückzukehren. Denn da wurde der Warschauer-Pakt aufgelöst, der Feind war weg!
Doch diese Konversion entfiel, denn die NATO machte weiter wie zuvor und die Bundeswehr vergrößerte sich. Rheinmetall kaufte andere Firmen hinzu und die Panzer-Familie wuchs: von Wiesel, zu Marder, zu Puma, zu Leopard.
Die Firma ist jetzt eine Aktiengesellschaft, wächst und floriert. Sie besteht aus zwei Bereichen: Rüstung (täuschend „Defence“ genannt) und Automobiltechnik. Rheinmetall Defence verdient bestens, erzielt Jahr für Jahr zweistellige Wachstumsraten. Die Aktien sind begehrt, bringen hohe Dividende. Alle Rentenkassen, Versicherungskonzerne, Investmentfonds halten die ertragsreichen Aktien im Depot! Das heißt, die deutsche Gesellschaft, wir alle profitieren mit vom Blutgeschäft! Die Strategie von Rheinmetall „Defence” beruht auf einer Internationalisierung von Produktion und Vertrieb der Mordinstrumente: Man erwirbt Firmen im Ausland bzw. beteiligt sich an fremden Gemeinschafts-Firmen. So kann man die deutschen Rüstungsexportbeschränkungen umgehen. Das Völkerverbindende des Handels verhunzend, plant Rheinmetall-Chef Papperger, die Firma nach dieser Strategie weltweit auszubauen.

Als Absatzmärkte hat er besonders Saudi-Arabien und die Türkei im Visier. Seit 2015 bombardieren die Saudis den Jemen. Immer wieder richten sie dabei Gemetzel unter Zivilisten an. Rheinmetall liefert die Bomben dafür, trotz des deutschen Waffen-Exportverbots in Krisengebiete. Sie stammen von Tochterunternehmen, die entweder in Sardinien oder in Südafrika sitzen; oder aus einer neuen Munitions-Fabrik in Saudi-Arabien selbst, die über eine Mehrheitsbeteiligung von Rheinmetall betrieben wird [Denel Munition].

Pappergers Trick: Rüstungsgüter, die im Ausland produziert werden, unterliegen nicht der deutschen Rüstungsexport-Kontrolle.
Beispiel: Eine Bombe, die im Kriegs-Gebiet im Jemen gefunden wurde, trug das Etikett der Rheinmetall-Tochter auf Sardinien. Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch” appellierte an die Bundesregierung, sie möge prüfen, wie tief Rheinmetall in Rüstungs-Exporte verwickelt sei. Unsere Regierung wies dies zurück. Ihre Ausrede: Für Rüstungslieferungen aus Italien und Südafrika seien deutsche Behörden nicht zuständig.
Wir sehen: Der Tod bleibt „ein Meister aus Deutschland.”
Nun zur Türkei.
Vor einem Jahr okkupierte Erdogan das kurdische Afrin in Syrien. Dabei setzte er Rheinmetallpanzer ein. Auf seinem und auf Pappergers Wunschzettel steht jetzt der Bau einer Panzerfabrik in der Türkei. Dafür benötigt Rheinmetall die Genehmigung der Bundesregierung, und hierüber ist ein heilloser Streit entbrannt.
Dagegen sind die Linkspartei, die Grünen, die Kurden sowie die öffentliche Empörung über den jeweils neuesten Justiz-Skandal in der Türkei. Erdogan verfügt jedoch über ein stattliches Erpressungs-Potential: Tausende Flüchtlinge, die er auf Wunsch Berlins zurückhält, sowie Menschenrechtler und Journalisten wie Deniz Yücel, die er als Geiseln benutzt. Letztlich, so fürchte ich, wird die Bundesregierung die Genehmigung erteilen, damit Rheinmetall zum Zuge kommt.
Der Journalist Otfried Nassauer kommt zu dem Resümee: „Waffen und Munition ist das Grundnahrungsmittel für Kriege. Munitionslieferungen in Spannungs- und Kriegsgebiete müssen verboten werden, ebenso wie Lieferungen an Staaten, die Menschenrechte nicht einhalten.“

Schmiergeld, Korruption
Nicht nur BLUT klebt an Rheinmetall, sondern auch viel Dreck. Bestechung, Korruption, Gerichtsverfahren sind ständige Begleiter seiner Geschäfte im In- wie im Ausland. Rheinmetall kennt immer weniger Skrupel, sagt Nassauer.
Konzernchef Papperger allerdings behauptet, ein „ethisch korrektes Geschäftsverhalten” anzuvisieren. Scheinheilig, verlogen, empörend!

Politische Vernetzungen
Zur Absicherung alter und Anbahnung neuer Geschäfte hat Rheinmetall zwei ehemalige Bundesminister eingekauft:
Dirk Niebel (FDP) nennt sich Leiter für Internationale Strategieentwicklung und Regierungsbeziehungen, kurz: Waffen-Lobbyist.
Und Franz Josef Jung (CDU), Ex-Verteidigungsminister. Der kam gleich in den Aufsichtsrat. Die SPD steht noch in der Warteschlange. Immerhin sind Lars Klingbeil, ihr General-Sekretär, und Johannes Kahrs schon Mitglieder im Förderkreis Deutsches Heer, einem der wichtigsten Lobby-Verbände der Rüstungsindustrie. Zwischen 2005 und 2010 erhielten die Parteien (mit Ausnahme der Linken) ca. 3,7 Mio. Euro Spenden von Mitgliedsfirmen des Förderkreises und der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik.
Das führt uns vor Augen, wie die sog. Verteidigungspolitik tickt: Die Rüstungsindustrie spendet großzügig an die Parteien, die stimmen dann für neue Militäreinsätze und die Erhöhung des Wehretats, und das leitet neues Geld in die Taschen der Rüstungsindustrie.

„Verteidigungspolitik”?
Kaum! Profit-Maximierung!

Bankkredite
Die Finanzierung von Rheinmetalls Blutgeschäften erfolgt nicht allein durch Großbanken, Nein, auch die Stadtsparkasse Düsseldorf gewährt Kredite hierfür, in ihren Worten ist das „lokales Sponsoring”. Klingt harmlos, als ginge es um Fortuna oder den Rosenmontags-Zug.
Statt ihre Unterstützung der Blutgeschäfte zu verharmlosen, sollte die Stadtsparkasse klare ethische Standards für ihr Kreditgeschäft formulieren und dieser ethisch nicht tragbaren Firma den Geldhahn zudrehen.

Öffentlich Kritik
In einem Interview [mit RP-online] sagte Papperger,
die Rüstungs-Unternehmen könnten noch viel mehr verdienen, wenn nur die deutschen Export-Richtlinien nicht so restriktiv wären. Befragt nach moralischen Bedenken beim Rüstungsexport antwortete er: „Ich bin auch meinen Investoren verpflichtet, und die erwarten zu recht eine Strategie, die auf Wachstum ausgerichtet ist“.

Kommt Euch das vielleicht bekannt vor, ein deutscher Mann, der nur seine Pflicht tut? Für die Pflicht (heute: Profitmacherei), scheut er vor Blut-Geschäften nicht zurück!

Die Geschäfte von Armin Papperger und seinem Groß-Investor, Larry Fink, Vorstandsvorsitzender von BLACKROCK (nebenbei: der Chef von Friedrich Merz) zeigen uns, wie Recht Präsident Eisenhower hatte, als er 1961 vor dem Militär-Industrie-Komplex warnte. Vier Jahrzehnte zuvor hatte eine kluge Frau in Deutschland bereits gefordert, die Rüstungs-Industrie zu verstaatlichen. Sie wollte verhindern, dass immer neue Kriege aus Profit-Gier finanziert werden. Ihr Name: Rosa Luxemburg. Wie sie endete, ist bekannt.

Ansprache von Jürgen Schuh (VVN-BdA) am 27.1.2019

Liebe Freundinnen und Freunde!

Anlass unseres Treffens hier an der Rather Straße ist der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“. Diesen Begriff „Nationalsozialismus“ für diesen Tag haben nicht wir geprägt, denn er enthält zwei wesentliche falsche Inhalte. Dieser Tag gilt dem Gedenken an die Opfer des deutschen Faschismus. Der Begriff „Nationalsozialismus“ ist eine Wortschöpfung der Faschisten, ein Täuschungsmanöver. Er war weder „National“ und schon gar nicht „Sozialistisch“!

Eingeladen zu dieser Gedenkstunde haben die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten – VVN-BdA und das Düsseldorfer Friedensforum.

Notwendig ist dieser Tag wegen des Gedenkens an die Millionen Opfer des deutschen Faschismus in ganz Europa.
Aktuell ist er notwendig, weil die Neofaschisten in diesen Tagen wieder ihre Hasspropaganda offen und unbehindert auf unseren Straßen und Plätzen, in den Medien und selbst in den Parlamenten verbreiten können. Der neofaschistische Chef der AfD, Gauland, darf selbst im Deutschen Bundestag behaupten, der deutsche Faschismus sei „ein Vogelschiss in der Geschichte“ gewesen. Und das, ohne vom Rednerpult weg, direkt verhaftet zu werden.
Dem muss entschieden Einhalt geboten werden. Auch deshalb treffen wir uns hier und heute.

Sprechen werden heute:
Gisela Blomberg für die VVN-BdA und
Prof. Ernst Gleichmann für das Düsseldorfer Friedensforum.

Liebe Freundinnen und Freunde!
Bevor wir uns nachher verabschieden bitte ich noch kurz um Eure Aufmerksamkeit:
Noch zwei wichtige Informationen:

1) Die Neofaschisten treffen sich zu einer Zusammenrottung am kommenden Samstag, dem 2. Februar um 14.oo Uhr auf dem Johannes-Rau-Platz in Düsseldorf.
Dazu rufen die „Patrioten NRW“ und zehn weitere nicht identifizierbare neofaschistische Gruppen auf. Eine der Gruppen unter dem Titel „Widerstand für Deutschland“ schmückt niederträchtig und verlogen ihr Emblem mit dem Portrait der von den Faschisten ermordeten Sophie Scholl. Niederträchtiger geht’s nicht mehr.
Wir vermuten und hoffen, dass diese Politganoven am 2.2. nicht allein bleiben werden.

2) Für Samstag, den 9.2. ruft ein bisher in dieser politischen und gesellschaftlichen Bandbreite nicht zustande gekommenes Bündnis zu einer Großdemonstration gegen Rechts auf.
Die Auftaktkundgebung beginnt Samstag, dem 9.2. um 13.oo Uhr auf dem Getrudisplatz in Eller.
Ich denke, wir treffen uns dort alle! Und bringt noch möglichst viele Freunde und Bekannte mit!
Vielen Dank! Und noch einen erholsamen Sonntag.

Gisela, Du hast das Wort.

Düsseldorf am 27.01.2019 – Foto: report d

Rede von Gisela Blomberg für die VVN-BdA

Heute vor 74 Jahren wurde das KZ Auschwitz durch die Rote Armee befreit.
Auch in Düsseldorf gab es sechs KZ-Außenlager, fünf davon waren Außenkommandos des KZs Buchenwald, das Lager in Düsseldorf-Stoffeln war eine Außenstelle des KZs Sachsenhausen, darüber hinaus gab es in dieser Stadt über 400 Lager für Zwangsarbeiter. 1944 waren in Düsseldorf 35.000 Menschen, d.h. über ein Viertel aller Beschäftigten, unter unmenschlichen Bedingungen zur Zwangsarbeit eingesetzt. In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurde Zwangsarbeit als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt.
Wir möchten heute den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zum Anlass nehmen, an die Buchenwalder KZ-Häftlinge, die hier in der Waffenschmiede Rheinmetall zur Sklavenarbeit gezwungen wurden, zu erinnern.
Bei Rheinmetall hat das Geschäft mit dem Tod Tradition, Profite werden mit Aufrüstung und Kriegen generiert.
Schon im Ersten Weltkrieg war Rheinmetall einer der größten deutschen Rüstungshersteller, auch damals wurden Zwangsarbeiter ausgebeutet.
Nur 20 Jahre später verbündete sich Rheinmetall mit dem Nazi-Regime, die imperialistischen Expansionspläne der deutschen Faschisten entsprachen den Konzerninteressen, Aufrüstung und aktive Kriegsvorbereitung kurbelten erneut die Profite an. Konzernvertreter wie Generaldirektor Hellmuth Röhnert und andere Manger vertraten die Interessen von Rheinmetall in den wichtigsten Gremien der Kriegsführung.
Am 11. April 1937 kam Adolf Hitler zu Rheinmetall in Düsseldorf, 1939 wurde in der Festschrift zum 50-jährigen Firmenjubiläum dieser Besuch „als die größte Ehre, die einem deutschen Werk widerfahren kann“ bewertet. Und weiter hieß es dort:
„Möge es dem Werk vergönnt sein, an der gewaltigen Aufbauleistung unseres geliebten Führers und Reichkanzler Adolf Hitlers …. zum Wohle des großdeutschen Volkes auch in der Zukunft erfolgreich mitzuarbeiten!“
Nach dem Hitler Besuch gaben sich weitere Nazigrößen ein Stelldichein bei Rheinmetall.
Um während des Krieges die Rüstungsproduktion zu forcieren wurde – wie schon zuvor im 1. Weltkrieg – auf die Ausbeutung von Zwangsarbeitern zurückgegriffen. Diesmal in noch größerem Stil, mindestens 300.000 Sklavenarbeiter schufteten unter menschenunwürdigen Bedingungen 12 Stunden und mehr pro Tag in den Rüstungswerken des Konzerns.
Ab 1943 wurde in den Düsseldorfer Werken – und nicht nur hier – Häftlinge aus den Konzentrationslagern angefordert.
Zuerst wurde das Kommando Berta (ein Deckname für Rheinmetall) an der Schlüterstraße in Düsseldorf Flingern eingesetzt. Etwa 600 Häftlinge waren in der Werkshalle, die sie nicht verlassen durften, eingesperrt, die Bedingungen waren katastrophal, in den ersten Monaten gab es noch nicht einmal sanitäre Anlagen.
Ab dem 1.September 1944 wurde an diesem Ort hier ein weiteres KZ Außenlager, genannt Berta II in Betrieb genommen. 260-270 Häftlinge waren in dem Keller der ehemaligen Rheinmetall-Halle unter menschenunwürdigen Bedingungen eingeschlossen. Nur zur Arbeit durfte der Keller verlassen werden.
Die KZ-Außenlager Berta I und Berta II unterstanden der SS, Wilhelm Knauf der Kommandant beider Lager, wurde nach dem Krieg zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt.
Zur Bewachung waren auch Düsseldorfer Schutzpolizisten eingesetzt.
Die hygienischen Verhältnisse in beiden Lagern waren völlig unzureichend, es gab zu wenig Kleidung und die Häftlinge litten an chronischer Unterernährung. Im Feb. 1944 starben drei Häftlinge, da sie aus Mangel an Nahrung giftige Knollen gegessen hatten.
Brutalität bestimmte den Alltag, die Prügelstrafe mit Gummischläuchen auf das nackte Gesäß gehörte zum „normalen“ Tagesablauf, zudem wurden Kollektivstrafen verhängt, viele Häftlinge wurden zu Tode gequält. Die Todesursachen wurden meistens unter den Begriffen Herzversagen oder Suizid versteckt.
Bei einem Luftangriff auf das Lager Berta I kam es unter den Häftlingen zu einer verständlichen Panik, sie rannten vom Werksgelände, vielleicht nutzten einige die Situation auch zur Flucht, die SS-Männer erschossen daraufhin 18 von ihnen.
Der größte Teil der Häftlinge kam aus Russland, der Ukraine, Polen, Frankreich, Italien, Belgien, den Niederlanden und der Tschechoslowakei, aber es gab auch einige deutsche Häftlinge. Sie alle wurden in der Produktion der Behälter für die sogenannten Vergeltungsraketen V1 und V2 eingesetzt. Unter den deutschen Häftlingen gab auch einige Politische, Toni Fleischhauer war einer von ihnen, er konnte aus dem Lager flüchten und berichtete später, dass es sehr wohl Versuche gab, die Produktion zu sabotieren, es war allerdings sehr gefährlich. Wenn dies auffiel, wurden zehn Häftlinge erschossen.
Sabotage geschah teilweise durch langsames Arbeiten, aber auch durch schnelles Arbeiten, da dann die Schweißnähte der Raketenbehälter nicht lange hielten, die Häftlinge hatten auch erfahren, dass die Chemikalien von Tintenstiften schlimmer für die V2 Körper waren als Salzwasser.
Der Werkschutz von Rheinmetall wachte auch darüber, dass es nicht zu Kontakten mit den anderen Arbeitern kam. Die Arbeitsbedingungen waren mörderisch, Arbeitsschutz galt für KZ-Häftlinge nicht, Verletzungen am Arbeitsplatz gehörten zum Tagesgeschäft. Aber auch der Lagerkommandant, d.h. die SS kam in die Rheinmetall-Werke, um die KZ-Häftlinge zur Arbeit anzutreiben. Es war eine Schinderei bis in den Tod. Im August 44 z.B. zwang der Lagerkommandant mit seiner Pistole den schon an TBC erkrankten russischen Häftling Tschaikowski zur Arbeit. Kurz danach starb Tschaikowsky.
Bei Schwäche und Krankheit wurden die Häftlinge in das KZ Buchenwald zurückgeschickt, d.h. in den sicheren Tod. Rücksicht auf die Gesundheit und das Leben der Häftlinge brauchte nicht genommen zu werden, der Nachschub an menschlicher Arbeit war über die Konzentrationslager gesichert. Bei Todesfällen waren Betriebe auch nicht dazu verpflichtet, Berichte über die Todesursachen anzufertigen, es reichte den Ausfall an Arbeitsfähigen mitzuteilen, zur Auffüllung des Kontingents wurden Häftlinge aus dem Stammlager in die Außenlager verschickt. Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen war die Vernichtung ganzer Völkerschaften durch Arbeit d.h. sie war Teil des faschistischen Massenmords.
Rheinmetall fühlt sich bis heute juristisch nicht verantwortlich für die grauenvollen Taten, begangen hier und in anderen Werken. Die Firma bezahlte in Abhängigkeit der Leistungsfähigkeit der Häftlinge zwischen 1 Reichsmark Zwanzig bis fünf Reichsmark an die SS. Damit war für Rheinmetall die Sache abgetan, die Häftlinge wurden nicht zur Belegschaft gezählt.
Als Anfang März 1945 die Amerikaner die linke Rheinseite von Düsseldorf erreichten, begann die SS mit der Evakuierung der Lager Berta 1 und Berta. Die Häftlinge wurden auf den Marsch zurück in das KZ Buchenwald geschickt. Diese Evakuierung war die reinste Tortur, zu Fuß ging es Richtung Erkrath, von dort aus nach Hochdahl, die Häftlinge mussten ein Auto und mehrere LKW Anhänger ziehen, Ortskundigen ist bekannt, dass Hochdahl seinen Namen alle Ehre macht. Bei Mettmann gab es Tieffliegerangriffe, einige Häftlinge versuchten zu fliehen, die SS machte Jagd auf die Flüchtenden und erschoss diese. Um jegliche Fluchtversuche zu verhindern, erfolgte ab Wermelskirchen der Transport mit dem Zug.
Am 10. März kamen die Häftlinge in Buchenwald an, noch ein weiterer qualvoller Monat bis zur Befreiung am 11.April 1945 stand ihnen bevor.
Die Überlebenden des KZs Buchenwald schworen:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“.
Dieser Losung fühlen wir uns auch heute verpflichtet. Eine Welt des Friedens und der Solidarität aber haben wir noch nicht geschaffen, im Gegenteil Rechtsentwicklung und damit verbundene Kriegstreiberei haben wieder Konjunktur. Rüstungskonzerne wie Rheinmetall steigern die Profite ihres todsicheren Geschäfts. Dagegen müssen wir uns gemeinsam wehren!
, Krieg beginnt hier – Stoppt die Rüstungsproduktion!!