Landesvorstandsmitglied zu Vorträgen in Siegen und Gelsenkirchen
29. August 2022
Bücher, Coesfeld, Dülmen, Entnazifizierung, Gelsenkirchen, Haltern am See, Hamm, Lüdinghausen, Siegen, Verfolgung, Vortrag, Widerstand
Am 1. September 2022, dem Antikriegstag, hält eines unserer Vorstandsmitglieder, der Dülmener Heimatforscher Ortwin Bickhove-Swiderski, auf Einladung des DGB Siegen-Wittgenstein und der Gewerkschaft ver.di in der Siegerlandhalle in Siegen einen Vortrag über Friedrich Illian. Nur wenige Tage später am 7. September um 18 Uhr hält er am Institut für Stadtgeschichte in Gelsenkirchen einen Vortrag über „Die politische Verfolgung von Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern in Coesfeld, Dülmen und Lüdinghausen in der NS-Zeit“. Beide Vorträge sind kostenlos.
Friedrich Illian hat in Siegen-Wittgenstein die SA und die SS der NSDAP aufgebaut. Dann wurde er unter Zuhilfenahme seines NSDAP Parteibuches in Haltern am See, Stadtbaurat. Er wirkte aktiv an der Verfolgung der jüdischen Mitbürger in Haltern mit. Als Leiter der Freiwilligen Feuerwehr in Haltern am See spielte er eine unrühmliche Rolle in der Pogromnacht als die Synagoge niedergebrannt wurde. Er war Mitglied im Lebensborn und erhielt vom SS-Führer Heinrich Himmler eine hohe Auszeichnung, den SS-Ehrenring. Dieses und weiteres hat Bickhove-Swiderski in seinem Buch „Die Anfänge der NS-Zeit in Haltern am See – und der Fall Bernard Gerwert aus Sythen“ nach mehrjährigem Aktenstudium ermittelt und zusammengetragen. Der Vortrag am 1. September 2022 in der Siegerlandhalle in Siegen beginnt um 17 Uhr.
Am 7. September um 18 Uhr hält Ortwin Bickhove-Swiderski am Institut für Stadtgeschichte in Gelsenkirchen, im Wissenschaftspark an der Munscheidstraße 14 einen Vortrag über „Die politische Verfolgung von Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern in Coesfeld, Dülmen und Lüdinghausen in der NS-Zeit“. In seinem Buch wird erstmalig über die Verfolgung von Gewerkschaftern, Sozialdemokraten und KPD-Mitgliedern im heutigen Kreis Coesfeld berichtet. Sie wurden verfolgt, weil sie aktiv gegen die aufkommende NSDAP vorgegangen sind. Anhand von Originalakten und Dokumenten geht der Autor auf einzelne Schicksale ein. Zu ihnen gehört der Coesfelder KPD-Funktionär Heinrich Vörding, der im Recklinghäuser Polizeipräsidium nach unerträglichen Qualen und Folterungen aus dem Fenster sprang. Auch die Erschießung des Dülmener Reichsbannermannes Willi Ricker wird im Buch aufgegriffen. Ferner geht Bickhove-Swiderski auch auf die Hammer NS-Blutrichter ein.
Nicht vergessen wird die faktisch nicht stattgefundene Entnazifizierung. Tatsächlich saßen nach 1945 die alten Parteigenossen der NSDAP wieder auf den entsprechenden Posten. Ein besonders negatives Beispiel: die komplette Lüdinghauser Kommunalverwaltung startete nach 1945 nur mit ehemaligen NSDAP Mitgliedern. Daraus kann man schließen: die Entnazifizierung ist gescheitert und zieht sich bis heute durch rechte Parteien und Tendenzen durch den Kreis Coesfeld.
Bickhove-Swiderski: „Nach Gelsenkirchen fahre ich besonders gerne, weil ich dort lange politisch gearbeitet habe und auch Mitglied beim FC Schalke 04 bin und als glücklicher Dauerkartenbesitzer bei jedem Heimspiel im Stadion Auf Schalke bin. Auch wenn der Ball mal nicht so rund läuft, wie gegen Eisern Union. Die Anreise nach Siegen ist schon ambitioniert, durch die marode Autobahn, an der Abfahrt der A45 also in Lüdenscheid Nord, unter Hinweis auf die schwarz-gelben aus der verbotenen Stadt (Dortmund – BVB), werde ich die Autobahn verlassen. Dann geht es weiter über Land.
Auf beide Vorträge freue ich mich sehr. Es ist eine große Ehre für mich.“
Der Autor wurde für seine Arbeit – Heimatforschung – mit der Kulturplakette der Stadt Dülmen ausgezeichnet. Seine Bücher sind aktuell und im Buchhandel erhältlich.
- Albert Funk. Bergarbeiter und Kommunist, Dülmen/Westf. 2017
- Die Anfänge der NS-Zeit in Haltern am See – und der Fall Bernard Gerwert aus Sythen, Dülmen/Westf. 2020
- Die politische Verfolgung von Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern in Coesfeld, Dülmen und Lüdinghausen in der NS-Zeit, Dülmen/Westf. 2022