Erinnerung am 8. Mai in Herten

21. Juni 2023

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Viele Hertener nahmen an der Gedenkveranstaltung auf Schlägel und Eisen zum Tag der Befreiung teil. In Herten war der 2. Weltkrieg schon vor dem 8. Mai zu Ende. Es ist keine Massenveranstaltung.

Etwa 50 Hertener kamen am Montagabend (8.5.) an der Stele auf Schlägel und Eisen zusammen, die an die Zwangsarbeiter erinnert. Eine „Herzensangelegenheit“ ist die Veranstaltung für Renate Tellgmann, wie sie erzählt. Die pensionierte Lehrerin engagiert sich in Herten gegen Rassismus und für eine Erinnerungskultur. Mittlerweile gebe es Generationen, die von der damaligen Zeit „gar nichts mitbekommen haben“, sagt die Ex-Lehrerin der Rosa-Parks-Schule.

Gözde Gümüssoy ist erst 24 Jahre alt, und sie hat viel mitbekommen. Sie war Renate Tellgmanns Schülerin und ist ebenfalls bei der Gedenkveran-staltung dabei. Die 24-Jährige hat bereits zusammen mit Renate Tellg-mann an Projekten gegen Rassismus gearbeitet. Beide Frauen sind der Meinung, dass der 8. Mai ein Feiertag sein sollte. Genau das war auch ein Thema der Gedenkveranstaltung: eine Petition der verstorbenen KZ-Überlebenden Esther Bejarano, in der sie einen Feiertag am 8. Mai fordert, war Teil des Programms.

Neben dem Verlesen der Petition gab es Redebeiträge: Jürgen Grunwald, stellvertretender Bürgermeister (SPD), hob das Einstehen für Frieden und Demokratie hervor. Thomas Prinz, Vorsitzender des DGB Herten, forderte ebenfalls einen bundesweit anerkannten Feiertag „in Anbetracht der Gräueltaten“ des NS-Regimes – genauso wie der Antifaschist Gerd Lange in seiner Rede. Dr. Babette Nieder las ein Gedicht der ermordeten Widerstandskämpferin Marianne Cohn vor, Barbara Keimer den Text von Esther Bejarano. Gemeinsam mit dem Musiker Zeppe sangen die Teilnehmer Lieder, an der Stele legten sie Rosen zum Gedenken ab.

Diese Historie der letzten Kriegstage hat die Stadt Herten in einem Buch zusammengefasst. Das Buch gehört zu einer Ausstellung zum 8. Mai, die 1985 in der Stadt stattfand. Damals, genau 40 Jahre nach Kriegsende, begingen Hertener den Jahrestag der Deutschen Kapitulation zum ersten Mal feierlich. Als Gäste dabei war eine Abordnung aus der französischen Partnerstadt Arras. Die Hertener Ortsgruppe des DGB und die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN-BdA RE) hatten diesmal zum Gedenken am bundesweiten Tag der Befreiung – am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht – eingeladen.

Quelle: Jonas Alder, Hertener Allgemeine