Erinnerung an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht – Für die Umbenennung der Noskestaße
16. Januar 2019
Dortmund, Gustav-Noske-Straße, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg
Am 15. Januar erinnerten in Dortmund Mitglieder der VVN-BdA, der Gewerkschaften und der DKP an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Nach dem Treffen an der U-Bahn-Haltestelle „Karl Liebknecht“ führt ein Gedenkweg zur Rosa-Luxemburg-Straße. Mit Reden; Liedern und Rezitationen wurde an die charismatischen von Soldaten Ermordeten erinnert.
Rede von Ulli Sander
An diesem 100. Jahrestag der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht demonstrieren wir, weil der fanatische Ungeist ihrer Mörder vielerorts in Deutschland und Europa eine unheilvolle Auferstehung feiert. Daher soll unser »Trotz alledem!« unübersehbar werden!
Was hatten diese beiden Wortführer der Linken, Gründer der KPD, verbrochen, dass sie bespitzelt, gefangen, gefoltert und bestialisch umgebracht wurden? Waren sie für immer neue Kriege? Nein, sie waren für dauerhaften Frieden! Wollten sie noch mehr Schweiß und Blut auf dem Altar der Stahlbarone opfern? Nein, sie waren gegen die Ausbeutung unseres und anderer Völker! Dachten sie wie unsere Herrscher: »Viel Feind‘, viel Ehr‘!«? Nein, sie wirkten für die Solidarität der Menschen und Völker! Folgten sie den nationalistischen, rassistischen, antisemitischen Rattenfängern? Nein, sie rissen denen die Masken vom Gesicht.
Unser gemeinsames Gedenken löst ihr Gelöbnis ein! Obwohl inzwischen im Osten Europas der Kapitalismus restauriert wurde? Wir sagen: »Trotz alledem!«. Obwohl inzwischen acht superreiche Familien mehr Vermögen haben als die ärmere Hälfte der Erdbewohner? Obwohl so viele Kriege und Bürgerkriege toben? Obwohl über 65 Millionen Menschen auf der Flucht sind – zwischen Trümmern, Schlauchbooten und Sperrzäunen? Obwohl das starke und reiche Deutschland um Abschieberekorde ringt? Obwohl wieder mal deutsche Truppen an der russischen Grenze stehen und der Präsident der USA seinen Rüstungsetat ins Unermessliche steigert?
Wir sagen: Gerade deshalb und trotz alledem! Und demonstrieren in diesem Geist friedlich. Wir wollen keine Festung Europa! Wir wollen eine Welt des Friedens, der Solidarität und des lebenswerten Lebens auf allen Kontinenten!
Das halten wir für möglich: »Trotz alledem!«
Wir verbinden das Gedenken an die Ideen von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht mit den Forderungen in den Kämpfen unserer Zeit: Wir demonstrieren für Frieden und internationale Solidarität, gegen Ausbeutung, gegen den Abbau demokratischer Rechte und das Anwachsen faschistischer Gefahren.
Trotz alledem!
Für die Umbenennung der Noskestraße in Dortmund
Folgendes Schreiben wurde am 16. Januar 2019 an den Oberbürgermeister von Dortmund und den Bezirksbürgermeister in Do-Scharnhorst gesandt.
Herrn Ullrich Sierau, Oberbürgermeister, Dortmund
Betr. Umbenennung der Noskestraße
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Sierau!
Gestern erinnerten Dortmunder Bürgerinnen und Bürger an den 100. Todestag von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg mit Mahnwachen und einem Mahngang zwischen der Karl Liebknechtstr. und an der Rosa Luxemburg Str.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Aktion am U-Bahnhof Karl-Liebknecht-Str. stimmten einmütig der Forderung zu: „Die Stadt Dortmund wird von uns aufgefordert, die Gustav-Noske-Straße umzubenennen.“
Als Redner der Veranstaltung führte der Unterzeichnende zur Begründung aus:
„Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) spielte 1918/19 eine besonders verhängnisvolle Rolle als einer der Führer der rechtesten Kräfte, der Freikorps, die schon bald mit dem Hakenkreuz am Stahlhelm die Arbeiterbewegung bekämpften.
Am 15. Januar 1919 ermordete diese reaktionäre Soldateska, angeführt u.a. von dem Politiker Gustav Noske, in Berlin die beiden bekanntesten Vertreter der deutschen Revolutionären Bewegung Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg (beide Jahrgang 1871) begründeten die antimilitaristischen und Friedensbewegungen der arbeitenden Menschen.
Karl Liebknecht war der erste Vertreter der SPD, der sich während des Ersten Weltkrieges öffentlich gegen die deutsche Kriegspolitik gestellt hat. Obwohl er Reichstagsabgeordneter war, wurde er deswegen zu mehreren Jahre Zuchthaushaft verurteilt. Rosa Luxemburg war eine deutsch-polnische Sozialistin, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine herausragende Repräsentantin der Arbeiterbewegung war. Auch sie wird während des Krieges verhaftet und ins Zuchthaus gesperrt, wo sie erst durch die Novemberrevolution befreit wurde.
Namentlich Friedrich Ebert und Gustav Noske hielten ständigen Kontakt mit der Reichswehrführung, verabredeten brutale militärische Aktionen gegen die zum Frieden und zur Rätedemokratie drängenden Massen.
Die Ermordung der beiden Revolutionäre ist bis heute ein Symbol für die gewaltsame Niederschlagung der revolutionären demokratischen Bewegungen im Deutschen Reich 1918/19. Mehrere tausend Arbeiter, aber auch Intellektuelle wurden in diesen Wochen und Monaten von reaktionären Kräften des Militärs ermordet. Diese Gruppen bildeten die Keimzelle des deutschen Faschismus, wie die im Dezember 1918 gegründete „Deutsche Arbeiterpartei“, aus der später die NSDAP hervorging. Wenn wir also heute an die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg vor 100 Jahren erinnern, dann erinnern wir damit auch an die Geburtsstunde des deutschen Faschismus, der in den 30er und 40er Jahren Gewalt, Krieg und Vernichtung über Europa gebracht hat.“
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, wir bitten Sie, dabei zu helfen, dass beschlossen wird, die Noskestraße in Dortmund-Scharnhorst umzubenennen.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Sander, Sprecher der VVN-BdA
Ein weiterer Bericht ist auf Nordstadtblogger erschienen.