261+18 Stolpersteine gegen das Vergessen in Bochum
17. Dezember 2019
Die „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig erinnern symbolisch am letzten frei gewählten Wohnort an Menschen, die von den Nazis verfolgt, entrechtet, vertrieben, deportiert oder ermordet worden sind. Sie erinnern ohne Unterschied an Juden, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma, Behinderte. Dort wo die Menschen einst ihren Lebensmittelpunkt hatten, wird die Gegenwart mit der Vergangenheit konfrontiert. In Bochum liegen bereits 261 Stolpersteine, weitere 18 werden im Herbst 2020 verlegt werden.
Ein Erinnerungsmodell, welches nicht auf rationale Beschäftigung, sondern auf persönliche Betroffenheit setzt, verfolgt der Kölner Bildhauer und Aktionskünstler Gunter Demnig. Mit kleinen, in das Straßenpflaster eingesetzten Steinen erinnert er – in der Regel am letzten frei gewählten Wohnort – an verfolgte und ermordete Opfer der Nazis. Dabei unterscheidet er nicht zwischen Juden, politisch Verfolgten, Homosexuellen, Zeugen Jehovas, Sinti oder Behinderte. Ein Stolperstein kann für jedes Opfer verlegt werden und erinnert immer an genau eine Person. Neben der Beschriftung „Hier wohnte“ finden sich weitere knappe Angaben, wie Name, Lebensdaten und Verfolgungsgrund. Dort, wo die verfolgten und ermordeten Menschen ihren Lebensmittelpunkt hatten, wird auf ihr Verfolgungsschicksal hingewiesen.
Auch in Bochum werden im kommenden Jahr wieder Stolpersteine gegen das Vergessen verlegt. Am 12.12.2019 fand im Stadtarchiv eine Präsentation der Rechercheergebnisse statt. Schüler, Jugendgruppen, Vereine und Privatpersonen trugen ihre Ergebnisse vor und haben neue mögliche Gedenkorte in Bochum gefunden. Die VVN-BdA Bochum hat einen Stolperstein für den kommunistischen Widerstandskämpfer Erich Schröder (1896-1937) gestiftet. Die 18 neuen Stolpersteine werden im Herbst 2020 vom Kölner Künstler Gunter Demnig persönlich verlegt. In Bochum sind inzwischen bereits 261 Stolpersteine in das Straßenpflaster eingelassen – sowie eine Stolperschwelle. Sie liegt an der Oberen Stahlindustrie, dem ehemaligen Standort des Buchenwald KZ-Außenlagers des Bochumer Vereins, und erinnert an die Zwangsarbeiter.
75.000 Stolpersteine (Stand Dezember 2019) hat Demnig seit 1992 an 1100 Orten in Deutschland und 20 weiteren europäischen Ländern verlegt. Das „größte dezentrale Mahnmal“ ist dabei nicht unstrittig. Zur wiederholten Kritik gehört die Ansicht, hier werde das Andenken mit Füßen getreten. Doch man „stolpert“ nicht im wörtlichen Sinn über die in das Straßenpflaster eingelassenen Gedenksteine. Wer auf sie beim Gehen aufmerksam wird, muss anhalten und sich vor dem Stein verbeugen, um Namen, Lebensdaten und Verfolgungsgrund zu lesen.