Die Anfänge der NS-Zeit in Haltern am See

3. Mai 2020

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Darstellung über die Zeit des Faschismus in Haltern am See.

Haltern am See ist den meisten Menschen im Ruhrgebiet als Naherholungsgebiet bekannt. Doch wie in anderen Städten gibt es auch hier eine vergessene und verdrängte Geschichte, zu dessen Erkundung man sich in die Archive begeben muss. Nach über vier Jahren Recherche konnte Ortwin Bickhove-Swiderski die Anfänge der NS-Zeit in Haltern völlig neu darstellen. Dies ist bereits seine zweite lokalgeschichtliche Darstellung über die Zeit des Faschismus, 2017 veröffentlichte der Autor bereits ein Buch über den Bergarbeiter Albert Funk, der im Recklinghäuser Polizeipräsidium vom Gestapo-Leiter Wilhelm Tenholt schwer gefoltert wurde. Ortwin ist Mitglied der SPD, der VVN-BdA, langjähriger Stadtverordneter in Dülmen, Gewerkschaftssekretär bei ver.di und DGB-Vorsitzender in Dülmen.

In „Die Anfänge der NS-Zeit in Haltern am See“ (2020) werden erstmalig ausführlich die Zeit des Faschismus und die handelnden NSDAP-Funktionäre dargestellt. Der Autor hat den Fall des von Nazis sogenannten „Blutzeugen der Bewegung“ Bernard Gerwert historisch aufgearbeitet. Der Mythos über seinen Tod, er wäre im politischen Kampf von Kommunisten eschlagen worden, wird anhand von Daten und Fakten widerlegt. Gerwert verstarb vielmehr an einer Blinddarmentzündung, den „Ehrensold“ kassierte sein Vater über Jahre hinweg zu unrecht. Zu den führenden Köpfen gehörten unter anderem Bürgermeister Carl Scheniut, Stadtbaurat Friedrich Illian und „Parteigenosse“ Josef Korber. Die noch vorhandenen Akten, insbesondere die Entnazifizierungsakten, wurden durch den Autor grundlegend ausgewertet. Dabei kamen bisher unbekannte Fakten an das Licht, so war zum Beispiel Friedrich Illian Gründer der SS im Siegerland und setzte Josef Korber nach 1945 mit einer Beamtenurkunde Versorgungsansprüche durch.

Auch der Heimatforscher und Lehrer Phillip Schaefer und der Fraktionsvorsitzender der NSDAP im damaligen Halterner Stadtrat, Lehrer Wilhelm Heermann werden anhand von NS-Akten durch den Autor in ein anderes Licht gerückt. Lehrer Schaefer war Mitglied der NSDAP und Lehrer Heermann nutzte jede Gelegenheit um beruflich befördert zu werden, er war somit ein Parvenü des NS-Systems. Erstmalig wird im Buch auch über den SS-Mann Werner Hanemann berichtet, nach ihm benannte die Wuppertaler NSDAP eine Straße. Weiter wird der Frage nachgegangen, warum für den SA-Mann Köster in Haltern kein Denkmal entstanden ist. Auch mögliche Opfer der „Euthanasie“-Verbrechen sind ein Thema, ebenso wie die Bücherverbrennung und die dafür Verantwortlichen.

Der Autor, Ortwin Bickhove-Swiderski, ist 1956 in Recklinghausen geboren, verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist Mitglied der SPD, der VVN-BdA und im VS-Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, ferner langjähriger Stadtverordneter in Dülmen, Gewerkschaftssekretär bei ver.di NRW und DGB-Vorsitzender in Dülmen. 2015 wurde er mit der Kulturplakette der Stadt Dülmen ausgezeichnet. Der Autor ist gerne bereit, seine Bücher vorzustellen, hier der Bericht über einen Vortrag, den der Autor in Gelsenkirchen zu Wilhelm Tenholt hielt.

Bickhove-Swiderski, Ortwin: Die Anfänge der NS-Zeit in Haltern am See – und der Fall Bernard Gerwert aus Sythen, Dülmen : Laumann-Verlag, 2020. ISBN 978-3-89960-481-8 : EURO 16,80

Ebenfalls noch erhältlich:

Bickhove-Swiderski, Ortwin: Albert Funk. Bergarbeiter und Kommunist, Dülmen : Laumann-Verlag, 2017. ISBN 978-3-89960-464-1 : EURO 17,80