hma-meldungen 24-2021

2. Januar 2022

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Themen: „Querdenken“-Demonstration in Düsseldorf // Weihnachtsfeier im Ahrtal // „Jugend steht auf“-Protest in Berlin // Landtagsabgeordnete verlässt die AfD

„Querdenken“-Demonstration in Düsseldorf

Düsseldorf. Am Samstag, den 11.Dezember, wollen „unabhängig und selbständig agierende Querdenken-Initiativen“ aus NRW in Düsseldorf demonstrieren. Unter dem Motto „Impf-Apartheid nicht mit uns!“ beginnt die Versammlung ab 15 Uhr auf dem Johannes-Rau-Platz. Um 15.45 Uhr soll der Aufzug – „Spaziergang“ genannt – beginnen und um 19 Uhr enden. Zu den Themen „Freie Impfentscheidung“, NoGreenPass“ und „Grundrechte sind nicht verhandelbar“ sollen Schilder, Banner und Fahnen, aber auch Megaphone, Musikboxen oder Trommeln mitgebracht werden. Von „jeglicher Form gewaltbereiter Ideologie distanziere“ man sich, „Reichsfahnen / verfassungsfeindliche Symbole“ seien unerwünscht, heißt es von Seiten der Veranstalter. Beworben wird die Veranstaltung u.a. über den Kalender der Internetseite von „Querdenken-711“ (hma).

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Polizeiausrüstung und Versammlungsrecht in Nordrhein-Westfalen verletzen die Grundrechte der Bürgerinnen und Bürger

23. Dezember 2021

Referat von Ulrich Sander

„Neben den alten Neonazi-Gruppierungen, neben AfD und Hooligans gibt es inzwischen eine feste rechtsextreme Struktur im Beamtenapparat der Polizei und der Bundeswehr,“ stellte Ulrich Sander, Bundesausschussmitglied der Vereinigung der Verfolgten den Naziregimes/Bund der Antifaschist:innen, am 22. Dezember 2021 in Dortmund auf einer online-Konferenz der Partei Die Linke fest. „Die gegenwärtige Entwicklung hin zur angeblich defensiven Bewaffnung der Polizei mit Tasern und der Soldaten mit bewaffneten Drohnen sehe ich im Zusammenhang mit einem Konzept der Rechtsentwicklung im gesamten Land seit 30 Jahren.“
Weiter wurde ausgeführt:
Seit der Wende 1990 starben mindestens 309 Personen durch Polizeikugeln. In NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen starben je zwei Personen durch den Tasereinsatz, der in diesen Ländern nun legal ist.
Ich gehe zurück zum 22. Juni 2000: Nie aufgeklärt wurde der damalige Fall Michael Berger. Der Neonazi erschoss drei Polizisten und sich selbst. Da er nicht mehr lebte, wurde der Fall nicht untersucht, somit blieb sein Hintergrund unbeachtet.

  • Am 21. Oktober 2000 und 16. Dezember 2000 kam es zu landesweiten Naziaufmärschen in Dortmund. Einem Aufruf folgend, demonstrieren viele Tausend Menschen aus ganz NRW dagegen. Hunderte Jugendliche werden bei beiden Protestaktionen von der Polizei eingekesselt und wegen ihres demokratischen Proteste kriminalisiert. Derartige Kessel werden wohl künftig wieder öfter vorkommen – im Namen des Vorgehens gegen Blockaden nach dem neuen Versammkungsgesetz.
  • Ein weiterer Skandal: Am 3. Dezember 2003 drangen zehn Beamte des Staatsschutzes in die Privatwohnung des VVN-BdA-Landessprechers Ulrich Sander und in das Landesbüro der VVN-BdA in Wuppertal ein. Es wurde im Landesbüro alles durchsucht und ausführlich gefilmt, Schriftstücke mitgenommen, Computer durchsucht, der Computer Sanders beschlagnahmt und nach Feststellung eines Fachmanns sämtliche Dateien kopiert. Antragsteller für die Maßnamehmen waren Kriegsverbrecher aus den Reihen der Gebirgstruppe, die wir entlarvt hatten.
    1. Februar 2005 – ein einschneidendes aber unbekanntes Datum.. Wr veröffentllichen einen Bericht von einer Nachtsitzung des Bundestages, an deren Ende ohne Aussprache eine „Neuordnung der Reserve der Bundeswehr“ beschlossen wurde. Hundertausende von ehemaligen Bundeswehrsoldaten sollen ständig einsatzbereit sein. Es wird das Alter, in dem Wehrpflichtige auch Reservisten sind, von 45 auf 65 Jahre angehoben. Sie sollen auch im Spannungs- und Notstandsfall und zur ”Hilfeleistung im Inland” herangezogen werden. Rund eine Million Reservisten sind im Deutschen Reservistenverband organisiert, darunter zahlreiche Rechtsextremisten und Neonazis. Sie sind den in allen kreisfreien Städten und Landkreisen bestehenden Kommandos unterstellt, die von Reserveoffizieren angeführt werden. Sie haben Kommandozentralen in den Rathäusern – bei uns im Stadthaus – zur Verfügung und hebeln die zivile Verwaltung ggflls. aus. Die Polizei wird dort eingegliedert. Die damit begründete Zivil-Militärische Zusammenarbeit und die Reservistenverbände sowie der Bundeswehrverband stellen ein kaum beachtetes, aber gewaltiges Reservepotential für Nazis und Neonazis dar, ferner für das Vorgehen gegen Streikende und Protestierende.
      Juni 2007: Der G8-Gipfel im mecklenburgischen Heiligendamm/Ostsee vom 6. bis 8. Juni 2007 wurde von der Bundesregierung – mit Zustimmung der Landesregierung in Schwerin und auf der Grundlage eine Gesetzes, dem die PDS zustimmte – genutzt, um die Bundeswehr im Zivil-Militärischen Kampf zusammen mit der Polizei einzusetzen. Ulla Jelpke (damals MdB aus Dortmund) berichtete: „Wenn auch offiziell nur zur ‚Amtshilfe‘ und zur ‚Eigensicherung‘ abkommandiert, hat die Bundeswehr erstmals in großer Dimension in eine innenpolitische Auseinandersetzung eingegriffen. Hunderte von Feldjägern patrouillieren durch die Region, Aufklärungs-Tornados fliegen häufig und tiefer als erlaubt über die Protestcamps hinweg und schüchtern friedliche Demonstranten ein. Spähpanzer der Bundeswehr kontrollieren Straßen und Wege, Militärhubschrauber transportieren auf Zuruf Polizisten (!) in ihre Einsatzgebiete.“ Dieser verfassungswidrige Einsatz wurde nur möglich, weil das Land Meck.Pom. ein von der rot-rosa Regierung  geschaffenes Polizeigesetz hatte, das nun auch noch verschärft werden soll. Die erste rot-rosa Rgierung im Land kam 1998 nur zustande, weil man sich auf den Artikel 18a der Landesverfassung einigte, der aussagt: Handlungen um „extremistisches Gedankengut zu verbreiten sind verfassungswidrig.“ Also Rechts gleich Links.
  • November 2007: Die nun vom Bundeskriminalamt eingeräumte Durchdringung des Polizeiapparats mit Kräften des ehemaligen Reichssicherheitshauptamtes und der Gestapo wird von der VVN-BdA schon frühzeitig thematisiert. Die Folge war, dass die VVN-Organisation lange Zeit von den selben Kräften verfolgt wurde, die schon in der Zeit des Faschismus unendliches Leid über die Menschen gebracht haben. „Die Funktionsträger des alten Systems saßen in der Politik, in den Chefetagen der Wirtschaft, in Medien, in Behörden, Kirchen und Verbänden – und in der Polizei. Aus Judenverfolgern wurden praktischerweise Kommunistenjäger, wer z.B. Sinti und Roma verfolgt hatte, konnte munter weiter verfolgen.“ (Hans Leyendecker am 31.10.07 in der „Süddeutschen“).
    ‚#7. Februar 2009: Antifaschistische Beratung in Wuppertal. Zum Abschluss der Konferenz brachte der Leiter der Versammlung Kurt Heiler das völlige Unverständnis gegenüber dem Bundesverfassungsgericht zum Ausdruck. Die Entscheidungen des BVerG erlaubten den Neonazis immer wieder, ihre Aufmärsche durchzuführen. Die Polizei sperrt ganze Stadtteile für die Neonazi-Aufmärsche ab und macht sie für die Bewohner zu ‚demokratiefreien Zonen’. Verurteilt wurde die Ermahnungen an die Schulen, die Losung „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!“ zu verbieten; da sie eine Aufforderung zum Gesetzesbruch darstellt. Den Nazis wird darin das Recht auf ihre Hetze zugesprochen und den Demokraten ihre Kernaussage gegen den Faschismus faktisch untersagt.
    1. August 2012: Wir übergeben an Polizeipräsidien Exemplare der Drohliste „Einblick“, mit der Neonazis seit 20 Jahren ihren Terror gegen bestimmte Personen propagieren. Offenbar war auch dieses Material, das der Polizei bekannt sein musste, im Zuge der NSU-Vertuschungen geschreddert worden, denn die Beamten waren nicht nur in Essen, auch in Dortmund erstaunt, haben von „Einblick“ nichts gewusst.
  • 8. Februar 2014. Es tagt eine VVN-BdA-Landesdelegiertenkonferenz. Verurteilt wird Kriegspropaganda durch Jugendoffiziere in den Schulen und die landesseitige  Unterstützung von Bundeswehreinheiten, die Kampfdrohnen lenken und von Reservistentruppen für den „Heimatschutz“. Verurteilt wurde, dass in NRW keine wirkliche Aufarbeitung des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ und seiner  mörderischen Anschlagserie in Dortmund, Köln und Düsseldorf erfolgte,  während der mitschuldige Verfassungsschutz durch ein neues VS-Gesetz  geschönt und sein V-Leuteapparat nicht beseitigt wurde.
  • September 2015: Es erscheint: „Es begann nicht mit der Borussenfront“, eine Broschüre zu diesem Thema. Das Heft stellte Ulrich Sander in einer Veranstaltung im Kultur- und Bildungszentrum „Z“ am Dortmunder Borsigplatz fest, in der er seine Recherchen einer „kurzen Geschichte des nachhaltigen Nazieinflusses im Nachkriegs-Dortmund“ vorstellte. „Es gab nicht nur die Globkes im Bundesmaßstab, es gab auch die alten Kader unter den Oberstaatsanwälten und den Polizeioffizieren, die sich lokal und regional wieder breitmachten.“
  • Juni 2016: Wie weiter nach dem 4. Juni in Dortmund? Diese Frage wird unter dem Motto „Der gemeinsame Widerstand muss organisiert werden“ erörtert. Zwischen 5000 und 6ooo Menschen haben am 4. 6. 16 gegen den Aufmarsch von 900 Neonazis protestiert, so viele wie lange nicht mehr! Das ist die positive Bilanz des Tages. Aufhalten konnten sie die Nazi-Demo allerdings nicht. Dank der Polizei, die das Nazi-”Recht auf Versammlungsfreiheit“ höher bewertete als die Grundrechte der Demokraten.
  • 7. Juli 2018: Rund 6000 Menschen protestieren in Düsseldorf dagegen, wie auch in NRW die Unmenschlichkeit der AfD und CSU durch die CDU und FDP kopiert wird Konkret geht es gegen das Polizeiausrüstungsgesetzes. Solche kraftvollen Demos sind notwendig.
    1. September 2018: Dortmund wird zum Experimentierfeld der Nazis. Völlig ungehindert durften Nazis mit antisemitischen Parolen durch Dortmund ziehen. Mitten hinein in die Chemnitz- und Maaßen-Skandale platzte für alle sichtbar der Polizeiskandal der CDU-NRW. Der Innenminister des Landes Herbert Reul (CDU) war an jenem Freitag, 21. Sept. in Dortmund, um alle Polizeiaktivitäten zu leiten und um sich selbst an die Spitze der „wichtigsten“ Aktion zu stellen: das Vorgehen gegen die Ausländerkriminalität (ausländische Clans sind seine Hauptgegner), völlig ohne speziellen Anlass und nur als Manöver. Da blieb kaum Polizeikraft übrig für die Bekämpfung der Nazis. Es wurde gerufen: „Wer Deutschland liebt, ist Antisemit“ oder „Israel ist unser Unglück“ und „Euer Grundgesetz schützt auch Antisemiten“. Derzeit wird vor Gericht gegen die Neonazis verhandelt. Das Versagen von Reul ist kein Thema.
    1. Dezember 2018. Nach Bayern hat auch NRW ein neues Gesetz zu den Polizeiaufgaben. Weitere Bundesländer folgen, auch Brandenburg. Im Düsseldorfer Landtag stimmen CDU, FDP und SPD für das Gesetz. Die AfD-Fraktion enthielt sich, weil ihr die Neuregelungen nicht weit genug gehen. Damit werden die Befugnisse der Polizei erheblich erweitert. Es erfolgen erhebliche Eingriffe in Grundrechte. Erlaubt sind künftig unter bestimmten Umständen elektronische Fußfesseln, ausgeweitete Videobeobachtung ohne zeitliche Begrenzung, das Auslesen von Internetbotschaften wie WhatsApp, verdachtsunabhängige Schleierfahndungen im Gefahrenvorfeld, Aufenthalts- und Kontaktverbote, Bewaffnung der Polizei mit Elektroschockgeräten (Taser) , mit denen Demonstranten erheblich verletzt werden können – auch tödlich -, sowie ein längerer Polizeigewahrsam etwa für sog. Gefährder, d.h. Schutzhaft ohne Richtervorbehalt. Ferner Abwehr von nicht näher bezeichneten Gefahren durch Telekommunikationsüberwachung.
    1. Februar 2020: VVN-BdA-Landeskonferenz unter dem Motto: „Faschismus darf nie mehr eine Option sein!“ Dazu gehört: Offenlegung des faschistischen Charakters der rechten Netzwerke in Polizei und Militär, (Uniter, Hanibal, Prepper). Wir legen den profaschistischen Charakter des Militärprogramms der AfD-Bundestagsfraktion offen.“
  • Juni 2020: Gibt es eine Schattenarmee ind NRW? Diese Frage stellt die VVN-BdA NRW in einer Erklärung. Alarmierendes aus der NRW-Polizei: SEK-, Nordkreuz- und Prepper-Enthüllungen – und welche Rolle spielen die Innenminister? Polizisten, die Informationen an Rechtsterroristen liefern, um linke Politikerinnen zu bedrohen. KSK-Kader als Helfer der bei den Prepper-Kadern und Waffendieben. Bundeswehroffiziere, die Islamisten spielen. Das alles ist alarmierend, wird aber nicht aufgeklärt. Nicht geklärt sind auch weitere Vorkommnisse in NRW. So jene vom 15. Mai 2020, über die die „Ruhrnachrichten“ berichteten: Das Sondereinsatzkommando der Dortmunder Polizei und SEKs anderer NRW-Städte trainieren in Güstrow/ Mecklenburg-Vorpommern auf einem Schießstand der rechtsterroristischen Gruppe „Nordkreuz“. Dies wurde vom Landeskriminalamt bestätigt. Am Raub von Munition bei Bundeswehr und Polizei zum Einsatz für den Tag „X“ sind demnach auch Polizisten aus Nordrhein-Westfalen beteiligt gewesen. Gruppen wie „Nordkreuz“ haben Todeslisten aufgestellt, um die darin verzeichneten Demokraten „wegzumachen“. Die VVN-BdA forderte bisher erfolglos die sofortige Beendigung der Polizeikontakte in die rechte Szene hinein; sie erinnerte an den SEK-Einsatz bei der Hausdurchsuchung u.a. bei der Dortmunder VVN im Jahr 2018. (Braunnschweigerstr.) Sofort sind alle SEK-Kräfte, die ausgerechnet ins 550  km entfernte Güstrow zum Schießstand fahren – offenbar um sich mit „Nordkreuz“-Leuten zu treffen – aus dem Dienst zu entfernen. Doch weder bekam die VVN-BdA in NRW eine Antwort, noch wurde ihre Erklärung in den Medien aufgegriffen. Das Landesinnenministerium war über alles informiert. Doch die Ermittlungen ziehen sich in die Länge. In Mecklenburg-Vorpommern trat der Innenminister zurück – er hatte sich Waffen bei den Rechten beschafft. Wir fragen: Wenn Innenminister in Schwerin und das Landeskriminalamt NRW einbezogen sind in die Terrorszene – wie soll da an Aufklärung zu denken sein?
  1. 1. Januar 2021. Wir führen in der Münsterstraße eine Kundgebung gegen Taser durch. Aus den Reden: Zur Zeit erleben wir den Staat als Befehlenden, nicht als einen um die Corona-Abwehrmaßnahmen um Verständnis ringenden. Die Staatsgewalt von oben nimmt ungeahnte Ausmaße an. Ganz konkret heißt ab dem 1. Januar 2022 in vielen nordrhein-westfälischen Städten, dass die Gewalt dann von Uniformierten ausgeht, die Zivilisten mit Tasern traktieren, verletzen, ja auch in Lebensgefahr bringen dürfen. In der Pandemie-Krise fiel diese Anordnung der Landesregierung nicht groß auf. Inzwischen wird die Taserpraxis vorfristig angewendet.
    Was sind Taser? Das sind „Distanz-Elektroimpulsgeräte“ der gleichnamigen Firma. Die Elektroschocker, die mit einer Spannung von 50 000 Volt arbeiten, können tödlich sein und schwerwiegende Verletzungen nach sich ziehen. Das ist eindeutig dokumentiert (Frankfurter Rundschau vom 15.11.20). Amnesty International informierte darüber, dass zwischen 2001 und 2008 allein in den USA 334 Menschen während oder nach dem Einsatz der Waffe gestorben sind. Mit den Elektroschockern können mit Drähten versehene Projektile über eine Entfernung von bis zu zehn Metern auf Menschen geschossen werden. Es sind zweifellos Folterinstrumente.
    Derzeit nimmt die Dortmunder Polizei einen Spitzenplatz in der Repressionspolitik und -praxis ein. Eine empörte Bürgerin schrieb an die Medien der Stadt: „Es ist an Zynismus und abgrundtiefer Menschenverachtung nicht zu überbieten! Folterinstrumenten gleichkommende Waffen Taser – gegen die Bevölkerung der Dortmunder Nordstadt einzusetzen, ist (…) ein Hinweis auf das völlige Versagen der Dortmunder Politik gegenüber der Lebenssituation der dort lebenden Menschen.“
    Die Nordstadt Dortmunds befindet sich zwischen dem legendären Borsigplatz, Heimat des BVB, und dem Hafen. Den Dortmunder Norden prägen mit der höchsten Bevölkerungsdichte und über 73 Prozent Migrationsanteil auch die höchsten Werte im Bereich Arbeitslosigkeit, geringfügige Beschäftigung und Wohnraumknappheit. Corona lässt den Stadtteil zum explosiven Hotspot werden. Nirgendwo in der Stadt sind die Lernbedingungen und Zukunftschancen für die Kinder aus großen Familien so schlecht wie in der Nordstadt. Hier wird Armut konzentriert und stigmatisiert. Die Bürgerin: „Es macht mich wütend und fassungslos. Nicht die Schaffung von Arbeitsplätzen, der Ausbau des sozialen Wohnungsbaus oder Investitionen ins Schulwesen werden hier forciert, nein bestenfalls Gentrifizierung, Förderung von Mietspekulation bzw. Verdrängung der Menschen aus der Nordstadt als Konzept der Armutsbekämpfung.“
    Und nun noch dies: Die Menschen der Nordstadt als Versuchskaninchen für eine Waffe, die die Opfer lähmt, in einen Schockzustand versetzt oder bei entsprechenden Vorerkrankungen zum Tod führen kann. Der Protestbrief fragt: „Was wird hier geprobt? Das Aufbegehren gegen strukturelle Gewalt in diesem gettoisierten Stadtteil einzudämmen?“
    Es ist nicht zu übersehen: Neben den alten Neonazi-Gruppierungen, neben AfD und Hooligans gibt es inzwischen eine feste rechtsextreme Struktur im Beamtenapparat der Polizei und der Bundeswehr. Dies besonders im Ruhrgebiet, aber nicht nur dort. Ich fragte in meiner Rede: „Und diesem Apparat gegenüber, dieser Obrigkeit gegenüber sollen wir untertan sein? Nein.“
  1. August 2021: Mit zahlreichen Aktionen wird weiter gegen das neue Versammlungsrecht in NRW protestiert. Es heißt: “Weiter Nein zum Versammlungsgesetz der CDU/FDP.” Eine landesweite Kundgebung fand in Düsseldorf statt. Es wurde erklärt: Die schwarz-gelbe Landesregierung will ein neues Versammlungsgesetz durchsetzen. Die Landesregierung erklärt, das Ziel des Gesetzes sei, Rechtsextremismus zu bekämpfen – indem erschwert wird, Demonstrationen und Kundgebungen zu organisieren. Doch das ist nur ein Vorwand! In Wahrheit geht es darum, demokratische Rechte einzuschränken. Das politische Establishment fürchtet sich vor Protesten, Streiks und Demonstrationen. Die Landesregierung legt daher die Axt an die Grundsätze des Versammlungsrechtes, heißt es in der Erklärung zur landesweiten Demo in Düsseldorf. „Nach der Verschärfung des Polizeigesetzes im Jahr 2018 geht sie mit ihrem Gesetzentwurf zum Versammlungsrecht einen weiteren Schritt in Richtung Polizeistaat.“ – In Bochum haben mehr als 20 Organisationen und Initiativen in Statements deutlich gemacht, warum sie das geplante Gesetz für verfassungswidrig halten. Viele geplante Maßnahmen hat das höchste Gericht in Karlsruhe ausdrücklich bisher als verfassungswidrig bezeichnet.

hma-meldungen 23-2021

26. November 2021

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Themen: „Querdenken“ in Bochum // „Der III. Weg“ in Siegen // „Die Rechte“-Demo in Braunschweig // Gesamtparteitag „Der III. Weg“

„Querdenken“-Spaziergang in Bochum

Bochum. „Querdenken-234 (Bochum) lädt für Samstag, den 27.November, zu einem „Spaziergang“ in Bochum ein. Dieser soll unter dem Motto „Impfpflicht ist Faschismus. Nicht mit uns!“ stattfinden. Die Veranstaltung soll um 15 Uhr auf dem Hans-Schalla-Platz am Schauspielhaus Bochum beginnen. Um ca. 15.45 Uhr soll der Aufzug dann durch die Innenstadt führen und um 18 Uhr vor dem Rathaus enden. Es wird dazu aufgerufen, Schilder, Banner und Fahnen zum Thema der Versammlung mitzubringen. Auch Megaphone, Musikboxen oder Trommeln sind erwünscht. Von „jeglicher Form gewaltbereiter Ideologie distanzieren WIR uns“, „Reichsfahnen / verfassungsfeindliche Symbole“ seien „unerwünscht“, heißt es in dem Aufruf (hma).

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Die „Kinder des Widerstandes“ feiern ihr 10-jähriges Bestehen

17. November 2021

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Christa Bröcher, Mitglied der VVN-BdA und der „Kinder des Widerstandes“ auf der Jubiläumsfeier. Foto: Jochen Vogler.

Die Zeitzeugen der Generation, die wegen ihres Widerstands oder aus anderen Gründen Verfolgung und KZ-Haft während der Zeit des Faschismus an der Macht überlebten, können jetzt nicht mehr davon berichten. Die nachfolgenden Generationen – die Kinder und Enkelkinder- sind nun die Zeitzeugen der Zeitzeugen. Die Erlebnisse ihrer Eltern und Großeltern prägten auch ihr Leben. Ihr Wissen über die Nazizeit durch ihre Eltern stand im Widerspruch zum offiziellen Tabu zu dieser Zeit durch die Nachkriegsregierungen. Zudem mußten sie oft erleben, wie ihre Eltern erneut verfolgt und inhaftiert wurden, weil sie sich weiterhin für antifaschistische Ziele einsetzten.

Aber daß Aktivitäten für Friedenspolitik und Antifaschismus in dieser Gesellschaft nach wie vor lebendig und einflußreich sind, verdanken wir auch dem opferreichen Engagement dieser Generation. – Deren Kinder haben inzwischen auch viel zu erzählen. – Einige von ihnen gründeten vor 10 Jahren unter dem „Dach“ der VVN-BdA NRW die Gruppe „Kinder des Widerstandes – Antifaschismus als Aufgabe“. Zu den zahlreichen Gesprächseinladungen in Schulen und zu anderen Veranstaltungen zählen inzwischen auch 6 Broschüren mit Berichten der Kinder- und Enkelgeneration aus verschiedenen Regionen in NRW. Und zur Bilanz der 10-jährigen Aktivitäten gehört auch der mit 2000 € dotierte Preis beim Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“.

Veranstaltung zum 10 jährigen bestehen der „Kinder des Widerstandes“. Foto: Jochen Vogler.

Trotz Corona-Zeit ein Grund zum Feiern; ca. 100 Weggefährten folgten der Einladung und erlebten ein schönes Programm mit Musik, Vortrag und Lesung. Weitere Informationen bei r-mediabase (hier) und auf der Seite der „Kinder des Widerstandes“ (hier).

hma-meldungen 22-2021

12. November 2021

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Themen: „Compact“ weitehin im Ahrtal aktiv // NRJ beginnt „Schulhof-Offensive“ // Projekt „Werde Betriebsrat“ neu gestartet // AfD leitet weitere Ausschlussverfahren ein

„Compact“ weiterhin im Ahrtal aktiv

Ahrweiler. Am 24.September weihte das extrem rechte Magazin „Compact“ sein Büro im Ahrtal ein und veranstaltete in Ahrweiler ein Bürgerfest, so berichtet es die November-Ausgabe des Rechtsaußenblattes. Kritisch begleitet vom NDR-Magazin „Zapp“ trat dort Chefredakteur Jürgen Elsässer auf und verkündete u.a. „Wir sind einfach Helfer des Volkes“. Das „Compact“-Büro im Ahrtal soll auch künftig über die fortdauernde Not vor Ort berichten, aber auch praktische Hilfe leisten, heißt es in einem Spendenaufruf in „Compact“. Die Handwerker vom „Compact“-Werk arbeiten für die Flutopfer gratis, heißt es dort (hma).

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hma-meldungen 21-2021

31. Oktober 2021

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Themen: Muezzin-Rufe in Köln // AfD-NRW sucht Tagungsort // Tagung zum 100.Geburtstag von Herbert Gruhl // EIKE-Konferenz in Gera

Debatte um Muezzin-Rufe in Köln

Köln. In den Medien der extremen Rechten hat die Meldung, dass künftig Kölner Moscheen den öffentlichen Muezzin-Ruf zum Freitagsgebet beantragen können, hohe Wellen geschlagen. Dabei hat bislang noch keine Moschee dies beantragt. Bereits am 16.Oktober hatte ein Häuflein von AfD-Unterstützern ihr „klares NEIN zu den Muezzin-Rufen in Köln“ auf die Straße getragen. In einem am 27.Oktober auf der rechten Internetseite „journalistenwatch“ erschienenen Artikel kündigte Eberhard Kleina, Mitglied der islamophoben „Bürgerbewegung Pax Europa“ (BPE), weitere Proteste vor Ort an. BPE habe für Samstag, den 30.Oktober, eine Mahnwache am Kölner Hauptbahnhof (Domseite) angekündigt. Das Motto: „Demokratie und Menschenrechte schützen! NEIN zum Muezzinruf!“. Die Veranstaltung soll von 11 bis 15 Uhr stattfinden (hma).

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Gegen das Versammlungsgesetz NRW – Demonstration in Köln am 30.10.

27. Oktober 2021

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Das geplante Versammlungsgesetz für NRW ist noch nicht abschließend beraten und beschlossen. Es gibt weiterhin scharfe Kritik an den Inhalten des vorgelegten Entwurfes. Nach zwei Groß-Demonstrationen mit insgesamt über 10.000 Teilnehmer:innen in Düsseldorf wird das NRW-weite Bündnis „Versammlungsgesetz NRW stoppen“ am 30.10. in Köln demonstrieren. Der Protest unterstreicht nochmals die Kritik an den Inhalten des geplanten Gesetzes und zeigt auch die Breite des gesellschaftlichen Protestes: Gewerkschaften, Klimaaktive, Antifaschist:innen, Parteien, Fußball-Fans, Friedensaktive gehen gemeinsam gegen das Gesetz auf die Straße und treten für ein Grundrecht ein, das die CDU/FDP-Koalition in NRW massiv einschränken will. Alle aktuellen Informationen zur Demonstration in Köln (hier).

Auch die VVN-BdA NRW ruft zur Teilnahme auf. Bereits am 30. Januar 2021 hatten wir uns mit nachfolgender Pressemitteilung an die Öffentlichkeit gewandt:

„Die VVN-BdA NRW lehnt das geplante Versammlungsgesetz der von CDU und FDP geführten Landesregierung in der vorliegenden Form ab. Als Teil der größten antifaschistischen Organisation der Bundesrepublik Deutschland, 1946 von den Überlebenden der Konzentrationslagern und des Holocaust in Düsseldorf gegründet, sehen wir in diesem Gesetzesentwurf die Gefahr, in Zukunft nicht mehr gegen den aktuell immer stärker werdenden Rechtsextremismus demonstrieren zu können. Sollte dieser Entwurf verabschiedet werden, würde bereits ein Aufruf zur gewaltfreien Blockade von Aufmärschen neofaschistischer und rechtspolulistischer Parteien und Gruppierungen unter Strafandrohung von bis zu zwei Jahren gestellt werden. Auch angemeldete Gegendemonstrationen wären davon betroffen. Gewinner wären nur rechte Parteien und Gruppierungen.

Nach der Verschärfung des Polizeigesetzes 2018 geht NRW mit diesem Gesetzentwurf einen weiteren Schritt in Richtung Polizeistaat. Gegenüber Veranstalter:innen, Versammlungsleiter:innen, Order:innen und Teilnehmenden werden Hürden und eine strafbewehrte Drohkulisse aufgebaut, die offenbar vor der Anmeldung und Durchführung von öffentlichen Kundgebungen abschrecken oder diese zumindest erschweren soll. Davon wären dann nicht nur antifaschistische Kundgebungen betroffen, sondern auch Kundgebungen beispielsweise der Friedens-, Umwelt- und Klimabewegung, wie z.B. „Fridays for Future“ oder „Ende Gelände“.

Der Gesetzentwurf schreibt vor, dass in der Einladung zu einer öffentlichen Versammlung der Name des Veranstalters oder der Veranstalterin anzugeben sei. Dies bedeutet faktisch, dass die anmeldende Person einer antifaschistischen Demonstration den Nazis zum Fraß vorgeworfen wird. Ferner soll aus jedem Grund, den die Polizei als „Gefahr für die öffentliche Sicherheit“ annimmt, eine Liste mit Namen und Adressen der Ordner herausgeben werden müssen, unabhängig davon, ob die Gefahr aus der eigenen Demonstration oder von anderen Umständen ausgeht. Auch weitere Einschränkungen wie das sogenannte „Militanzverbot“, die Einrichtungen von Kontrollstellen oder die Erleichterung von Teilnahmeuntersagungen gegenüber einzelnen Personen ohne versammlungsbezogenen Anlass eröffnen Tür und Tor für willkürliche Entscheidungen der Polizei. Nicht überraschen kann in diesem Zusammenhang der Ausbau der Videoüberwachung.

Die Möglichkeit zu friedlichen Blockadeaktionen ist eine ebenso wichtige und legitime Protestform. Das Recht, unerkannt an öffentlichen Formen des Protests und der Meinungsäußerung teilzunehmen ist für eine demokratische und pluralistische Gesellschaft nicht verhandelbar. Sollte dieser Gesetzentwurf so verabschiedet werden, würden erfolgreiche Gegendemonstrationen gegen die rechte Szene nur noch unter hohen persönlichen Risiken für die Beteiligten stattfinden können – oder eben gar nicht mehr. Damit würde das Versammlungsgesetz die Straße für Neofaschisten und Rechtsextremisten frei machen.“

Antifaschistinnen und Antifaschisten gegen NATO-Cyber-Kriegszentrale in Bochum

25. Oktober 2021

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Mitten im Ruhrgebiet, auf dem ehemaligen Opel-Gelände in Bochum, soll eine „NATO Kommunikation und Informations-Agentur“, NCIA angesiedelt werden. Diese Einrichtung soll die für die moderne Kriegsführung notwendigen Internetverbindungen der NATO vor Cyberattacken schützen – und auch selbst Cyberattacken durchführen. Dagegen regt sich Protest in Bochum und auch in anderen Städten des Ruhrgebietes, in denen man nicht zur Zielscheibe eines Angriffes werden will. Denn das Web wird neben Land, See, Luft und Weltraum inzwischen zur fünften Ebene moderner Kriegsführung.

„Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ gehört für Antifaschistinnen und Antifaschisten zusammen. Daher ruft die VVN-BdA NRW dazu auf, an der Protestkundgebung am Freitag, 5. November 2021 um 17.00 Uhr auf dem Dr.-Ruer-Platz in der Bochumer City zahlreich teilzunehmen. Dort sprechen Michael Müller (Naturfreunde), Sevim Dagdelen (DIE LINKE), Christoph Marischka (Informationsstelle Militarisierung IMI), Felix Oekentorp (DFG-VK) und Wolfgang Dominik (Anwohner). Vertiefende Informationen dazu gibt anschließend Christoph Marischka ab 19 Uhr bei ver.di Bochum, Universitätsstraße 76.

Wer sich zuvor über die Hintergründe informieren will, kann das am Donnerstag, 28. Oktober 2021 ebenfalls in Bochum auf der Infoveranstaltung „Das Schlachtfeld der Zukunft – Die strategische Bedeutung von Cyberwaffen für das Militär“ mit dem Informatiker Prof. Dr. Hans-Jörg Kreowski (Universität Bremen und Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung) ab 18 Uhr im Kulturzentrum von DIDF, Rottstraße 30 tun.

Weitere Informationen finden sich auf der Seite der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen DFG-VK (hier klicken).

hma-meldungen 19-2021

7. Oktober 2021


„Lesertreffen“ in Dresden

Dresden. Die Verlage Jungeuropa, Hydra und Oikos (Zeitschrift „Die Kehre“) wollen am Samstag, den 2. Oktober, ein „Lesertreffen“ in Dresden durchführen. In der Zeit von 15 bis 22 Uhr soll an einem bislang nicht näher benannten Ort „ein vielfältiges Programm bei reichhaltigem Buffet mit kleinen Speisen“ angeboten werden. Als Referenten angekündigt werden Jonas Schick, Jörg Dittus, Michael Schäfer, Philip Stein und Volker Zierke. Außerdem soll es eine Podiumsdiskussion zum Thema „Ökologie und Aktivismus“ mit Jonas Schick, Wolf PMS und Philip Stein geben. Der genaue Ort der Veranstaltung werde Angemeldeten per SMS am gleichen Tag gegen 12 Uhr an die angegebene Telefonnummer geschickt. Der Veranstaltungsort sei mit öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem PKW gut erreichbar, versprechen die Veranstalter. Beworben wird die Veranstaltung u.a. auf der Internetseite der neurechten Zeitschrift „Sezession“ (hma).

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Gegen die AfD, den Thor Steinar Laden und eine neonazistische Infrastruktur

24. September 2021

Rede von Ulli Sander

Matthias Helferich aus Dortmund, 32 Jahre alt und Jurist, wurde als AfD-Mann in den Bundestag gewählt. Er war auf der AfD-Liste abgesichert und bekam persönlich acht Prozent der Erststimmen in seinem Wahlkreis – und indirekt viel Hilfe durch die wohlwollenden Berichterstattung der Ruhrnachrichten. Er sieht sich als „freundliches Gesicht“ des Nazismus und „demokratischer“ Freisler.  Er trägt bisweilen die Kornblume und nennt sie das Zeichen der illegalen Nazis in Österreich in den 30er Jahren. Er wurde nicht in die Fraktion der AfD im Bundestag aufgenommen. Aber er bleibt AfD-Mitglied. Zur Kornblume schreibt Wikipedia: „Seit der Mitte der 1920er Jahre nutzte der Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA) die Kornblume in seiner Symbolik. 1933 wurde sie offizielles Symbol des jetzt großdeutsch orientierten VDA, der sie in seiner Zeitschrift als ‚Überliefertes Sinnbild der Schutzarbeit‘ und ‚Symbol des Volkstumskampfes‘ bezeichnete.“ Kurz vor der Bundestagswahl protestierten Dortmunder Antifaschist:innen gegen die Einrichtung des rechtsextremen Thor Steinar Ladens in der Dortmunder Innenstadt. Und gegen die Wahl Helferichs. Der VVN-Vertreter Ulrich Sander hielt bei dieser Kubdgebung am 23. September 2021 diese Rede:

Liebe Freundinnen und Freunde!
Kürzlich mussten wir uns von unserem unvergesslichen und unvergleichlichen Willi Hoffmeister verabschieden, der im Alter von 88 Jahren verstarb. Die Vorsitzende der IG Metall in Dortmund, Ulrike Hölter, hielt eine bewegende Trauerrede und erinnerte an Willis Rolle beim Kampf in der Schlosserstraße. Unzählige Stahlarbeiter marschierten am 23. August 1985 aus den Werk, „um gemeinsam zu verhindern, dass die rechtsextreme Freiheitliche Arbeiterpartei“ ihr Parteizentrum in der Schlosserstr. 47, Nahe der Westfalenhütte, eröffnen konnte. Sie hatten Erfolg. Die FAP konnte ihr Zentrum nicht eröffnen.
Seitdem haben wir unzählige Versuche der Neonazis erlebt, eine rechte Infrastruktur aufzubauen. Sie versuchten im Jahr 2000, ein SA-ähnliches Sturmlokal Schützenenck zu eröffnen, sie wollten mehrere Zentren in der Innenstadt und in Dorstfeld schaffen, ferner Läden, Kneipen, „verbotene Zonen“ — immer konnten wir dies verhindern.
Nun wird wiederum versucht, ein Stück Infrastruktur für die Nazis zu schaffen, den Thor Steinar-Shop. Hier in der Kuckelke/Alter Burgwall soll nicht nur Kleidung und andere Devotionalien der Nazis angeboten werden, der Laden soll auch als Treffpunkt für die rechte Szene dienen. Wir fordern nun den Stopp des Aufbaus der Naziinfrastruktur.
In letzter Zeit mussten wir feststellen, dass sich rechte Infrastruktur auch in Behörden und Medien festsetzt. Es beunruhigt uns zutiefst,

dass in derPolizei geheime rechte Chatzellen entstanden sind,

dass die Polizei regelmäßig die Bewohner der Nordstadt kriminalisiert und dass

SEK-Einheiten ihre Schießübungen in Einrichtungen der Neonazis in Güstrow durchführten.

In Lütgendortmund wurde ein riesiges Waffenlager ausgehoben, und bis heute blieb uns die Polizei eine Auskunft über die Hintergründe schuldig.
Und auch Teile der Printmedien erweisen sich neuerdings als höchst verständnisvoll zugunsten der AfD. Nur noch ein Lokalteil einer Zeitung existiert heute in unserer Stadt. Kürzlich überraschten uns diese Ruhrnachrichten mit der Aufforderung, den marschierenden Neonazis nicht so viel Aufmerksamkeit zu schenken. Die Nazigegner sollten nicht gegen die Nazis auftreten, und ihnen nicht soviel Beachtung schenken. Das sind Worte, die wir seit 20 Jahren nicht mehr hörten oder lasen.
Aber es geht die Zeitung noch einen Schritt weiter: Und zwar im Fall Helferich.
Die AfD ist mit ihrem Bundestagskandidaten und NRW-Parteivize Matthias Helferich aus Dortmund nun endgültig im neofaschistischen Lager angekommen. Darauf weisen seine Selbstdarstellungen hin, er sei das „freundliche Gesicht des Nationalsozialismus“ und der „demokratische Freisler“.
Die Nazifratze ein freundliches Gesicht? Da kann einem nur schlecht werden. Helferich plauderte über seine Kontakte zur Dortmunder Neonaziszene, die ihn bei der Wahl in den Bundestag unterstütze.
Und was machen die Ruhrnachrichten? Sie betreiben eine breite Popularisierung der Helferich-Thesen und verlangen, dass die Parteien und Demokraten sich in öffentlichen Veranstaltungen mit Matthias Helferich treffen, sich mit ihm an einen Tisch setzen, um mit ihm über seine widerlichen Thesen zu diskutieren. Das leistet NS-Propaganda Vorschub – ob gewollt oder nicht. Und diese ist verfassungswidrig. Ich weise nur auf Artikel 139 GG hin mit der Überschrift „Fortgeltung der Entnazifizierungsvorschriften“. Zu diesen Rechtsvorschriften der Alliierten gehörte das Verbot der Nazipropaganda und das Parteiverbot der NSDAP und aller Nachfolgeparteien. Die gab es leider immer. Und auch heute.
Und nun kommt Verstärkung durch die AfD. Mit Hilfe der Ruhrnachrichten, die ihre Verbreitung der Thesen von Helferich und die AfD eine „lebendige Debattenkultur“ nennt.
Wir nordrhein-westfälischen Antifaschist:innen sahen es stets als unsere Verantwortung an, in Dortmund d.h. im Zentrum der rechten, betont antisemitischen Bewegungen den Druck der Demokraten aufzubauen. So wurde 1969 der Einzug der NPD in den Bundestag erfolgreich bekämpft.
Und dieser Kampf muss auch gegen die AfD geführt werden, mit der man sich nicht an einen Tisch setzt. 1969 wäre keine Zeitung auf die Idee gekommen zu empfehlen, Wahlveraanstaltungen gemeinsam mit der NPD durchzuführen, wozu heute die Ruhrnachrichten hinsichtlich der AfD raten.
Noch etwas zum neuen Freisler, der in den den Bundestag strebt. Eine Forsa-Umfrage ergab, dass mehr als 20 Prozent der Deutschen der Ansicht seien, das NS-Regime hätte auch gute Seiten gehabt. Auf die Stimmen dieser Wähler schielt die AfD.
Wenn nicht ein demokratisches Donnerwetter dazwischen kommt, wird dem nächsten Bundestag also ein „demokratischer Freisler“ – einst mörderischer Präsident des Volksgerichtshofes der Nazis – angehören. So nennt sich Matthias Helferich. Als neues Kennzeichen der Rechten bietet Helferich die Kornblume an. Sie sei das geheime Symbol der Nazis „während des Verbots in Österreich“ gewesen. Die Naziszene in Dortmund werde wohl aufrufen, ihn zu wählen, er „kenne die Jungs aus Dorstfeld“. Der frühere Junge Union-Angehörige Helferich war laut taz schon vor einiger Zeit mit antisemitischen Thesen aufgefallen.
Bisher waren Aufwertungen der Partei Die Rechte, der FAP und der zahlreichen Nazigruppen in Dortmund undenkbar. Vielmehr stieß deren Auftreten auf Protest, Widerstand und Blockaden. Die mediale Aufwertung Helferichs durch die Ruhrnachrichten, einst Parteizeitung der CDU, passt zu dem Streben der CDU-FDP-Landesregierung zu einem neuen Versammlungsrecht, mit dem wirksamer Protest gegen Rechts erschwert werden soll.
Ein Fehler ist es auch, nicht genauer über Roland Freisler und seine tausende Todesurteile gegen Antifaschisten zu berichten. Sein Volksgerichtshof mordete die Studenten der Weißen Rose. Ermordert wurden Menschen nur deshalb, weil sie einen ausländischen Rundfunksender hörten. Um den jüngsten zum Tode Verurteilten, den 17jährigen Helmuth Hübener wegen sog. “Rundfunkverbrechen” und Verteilens von Flugblättern hinrichten lassen zu können, veranlassten Juristen wie Freisler die Senkung des Alters für die Todesstrafe. Schon vor 50 Jahren haben Nachkriegsbehörden Roland Freisler Absolution erteilt, indem sie davon ausgingen, dass der bei einem Bombenangriff ums Leben gekommene höchste Richter nach dem Krieg weiter in seinem Beruf aufgestiegen wäre. Daher wurde seiner Witwe Marion Freisler die Witwenrente der Kriegsopferversorgung um monatlich 400 DM für viele Jahre erhöht.
An diesen freundlichen Umgang mit Nazis möchte die AfD anknüpfen. Und daran wollen wir sie hindern.

Ich sagte nichts zum Thema Klima. Nur dies: Auf zu den Demos von Friday for Future morgen!
Ich sagte nichts zum Frieden. Auch da muss ich die Ruhrnachrichten anklagen: Wir erfahren nichts über den Plan, in Bochum ein NATO-Zentrum für den Cyber-Krieg einzurichten. Das geht aber alle an, alle 5 Mio. Menschen im Ruhrgebiet. Ich rufe auf: Informiert Euch über diese gefährlichen Pläne. Protestiert!
Ich sagte nichts zu Corona. Nur dies: Wenn ein rechter, von der AfD beeinflusster Mörder einen jungen Mann, der ihm zum Maskentragen auffordert, erschießt, dann hat die AfD mitgeschossen. Stoppen wir die Nazis, die AfD und den Thor Steinar Laden!

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