„Herzlich willkommen in Oberhausen!“
19. Februar 2019
Grußwort von Bürgermeisterin Stefanie Opitz zur Eröffnung der Geschäftsstelle der Landesvereinigung der VVN-BdA NRW am 15. Februar 2019
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrte Frau Rölle,
sehr geehrter Herr Mikosch,
sehr geehrter Herr Vogler,
liebe Gäste,
„Hass, Beleidigung, Bedrohung oder Holocaust-Leugnung sind keine Meinung“, hat noch vor kurzem eine bekannte Journalistin gesagt.
Diese Journalistin, Dunja Hayali, kämpft unermüdlich, insbesondere auch in den Sozialen Medien, gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Sie plädiert für mehr Toleranz im Umgang mit unterschiedlichen Meinungen und verurteilt einen um sich greifenden Hass.
Ja, es bereitet auch mir Sorge, dass es in weiten Teilen der Welt, in Europa, aber leider auch bei uns in Deutschland derzeit viel zu viele Spalter und Schreihälse gibt. Dass Menschen, die rechtspopulistisch bis rechtsextrem sind, versuchen, die Grenzen des Unsagbaren immer weiter zu verschieben.
Deshalb ist es wichtig, dass wir immer – gut hörbar – Stopp sagen und gemeinsam Flagge zeigen. Jede und jeder einzelne, aber eben auch Vereine, Verbände, die Politik.
Sie eröffnen nun hier in Oberhausen Ihre neue Landesgeschäftsstelle. Darüber freue ich mich sehr. Ich darf Ihnen ebenfalls die herzlichen Grüße unseres Oberbürgermeisters Daniel Schranz ausrichten, der heute Nachmittag leider andere terminliche Verpflichtungen hat.
Sehr geehrte Frau Rölle,
sehr geehrter Herr Mikosch,
sehr geehrter Herr Vogler,
Sie sind als eine Landesvereinigung nach Oberhausen gekommen, die dafür sorgen will, dass die deutsche Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät. Vor allem auch, dass sie nicht geleugnet wird, wie es in den vergangenen Monaten offenbar in Mode gekommen zu sein scheint.
Sie wollen die Erinnerung und das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wach halten und beziehen Stellung gegenüber heutigen Neonazis, Rassisten und Antisemiten.
Über ganz unterschiedliche Projekte wollen Sie erreichen, dass sich dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte nicht wiederholt. Sie wollen für die Zukunft mahnen und gehen dafür besonders oft in Schulen.
Die Schulbesuche sind immens wichtig: Denn für die junge Generation ist die NS-Zeit weit weg. Manch einer wird vielleicht noch Großeltern haben, die zwischen 1933 und 1945 geboren sind oder in der Zeit gelebt haben.
Bei mir ist es so, dass der Großvater meines Mannes im KZ war, es aber Gott sei Dank lebend verlassen konnte. Manch anderer wird keine persönliche Verbindung mehr zu dieser Zeit haben.
Trotzdem sind wir alle aufgerufen, jeder Gefahr der Wiederholung entgegen zu wirken.
Dafür brauchen wir zum einen Wissen, unseren Verstand, um nachvollziehen zu können, welcher Mechanismen sich die Täter damals bedient haben. Zum anderen brauchen wir jemanden, der an unser Mitgefühl, unsere Solidarität, unsere Menschlichkeit appelliert oder sie in uns wachkitzelt.
Ich denke, Ihr Weg, die Kinder des Widerstands in die Schulen zu schicken, sie berichten zu lassen, wie sie die Verfolgung ihrer Eltern als Kind hautnah miterlebt haben, ist ein persönlicher und damit erfolgversprechender Weg, nah an die Erfahrungen und Empfindungen der heutigen Schülerinnen und Schüler zu kommen.
Meine Damen und Herren,
wir feiern die Eröffnung Ihrer Landesgeschäftsstelle aus Kapazitäts-Gründen hier in der Gedenkhalle. Die Gedenkhalle ist eine städtische Einrichtung und arbeitet in Erinnerung an die Verfolgten des Nationalsozialismus seit 1962 gegen das Vergessen und für das Miteinander aller Menschen in Oberhausen.
In dieser Stadt beweisen wir schon seit vielen Jahren, dass wir Zusammengehörigkeit, Integration und damit einhergehende Veränderungen wollen und können. Aber wir müssen wachsam bleiben.
Bei nationalistischen, fremdenfeindlichen oder rassistischen Tönen dürfen wir nicht schweigen, auch nicht, um einem Konflikt mit Verwandten, Bekannten, Nachbarn oder Internet-Pöblern aus dem Weg zu gehen.
Wir brauchen nicht zurückzubrüllen, nicht zu beleidigen und niemanden zu beschimpfen. Wir können sachlich und höflich bleiben, aber wir müssen klar und deutlich machen:
Wir wollen eine Welt, in der alle ohne Angst verschieden sein können, in der Kinder ohne Furcht oder Hass aufwachsen und in der alle die gleichen Rechte haben und die gesellschaftliche Unterstützung erfahren, die sie brauchen.
Wir wollen unsere freiheitlich demokratische Grundordnung bewahren, weil nur sie unsere wichtigsten Werte, nämlich die Menschenwürde, das Demokratieprinzip und die Rechtsstaatlichkeit, auf Dauer sicher kann.
Wir wollen Menschen, die auf der Flucht sind, menschenwürdig behandeln und ihnen dabei helfen, ein gleichberechtigtes Mitglied unserer Stadtgesellschaft zu werden.
Meine Damen und Herren,
Vielfalt ist eine Chance – und es ist gut, wenn wir viele sind. Wir brauchen viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die auf Zusammengehörigkeit statt auf Ausgrenzung setzen und für die die Würde eines jeden Menschen kostbar und unantastbar ist.
Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir mit Ihnen nun einen weiteren Verein in der Stadt haben, der erinnert und kontinuierlich mahnt, damit alle Bürgerinnen und Bürger – gleich welcher Nationalität – aus der Vergangenheit die richtigen Schlüsse für unsere gemeinsame Gegenwart und Zukunft, für ein friedliches Miteinander, ziehen können.
Handeln ist besser als wegschauen. In diesem Sinne: Lassen Sie uns gemeinsam laut sein!
Herzlich willkommen in Oberhausen!