Ausladung des Mülheimer VVN-BdA-Mitglieds Inge Ketzer
17. September 2022
Ausstellung, Mülheim an der Ruhr, Verfolgung, Widerstand
Zu den Vorgängen in der Realschule Mitte in Mülheim an der Ruhr (hier) hat sich auch die benachbarte Kreisvereinigung Essen geäußert und findet in ihrer Pressemitteilung deutliche Worte.
Pressemitteilung
Ausstellung „Widerstand und Verfolgung in Mülheim an der Ruhr 1933 – 1945“
Ausladung des VVN-BdA-Mitglieds Inge Ketzer
Es freut uns, dass Mülheimer Schulen gern das Angebot der VVN-BdA einer Ausstellung „Gegen das Vergessen“ wahrnehmen. Anschaulich haben Mülheimer Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich mit der Geschichte der Stadt Mülheim in der Zeit des Nazi-Regimes, mit seinen Verbrechen, mit Widerstand und Verfolgung vor Ort auseinanderzusetzen.
Die Ausladung jedoch durch die Leitung der Mülheimer Realschule Stadtmitte, die an unser VVN-BdA-Mitglied Inge Ketzer ergangen ist, hat uns sehr empört. Inge Ketzer sollte die Ausstellung an der Realschule Stadtmitte begleiten. Nur weil Inge Ketzer Kommunistin ist, soll sie nicht mit Schülerinnen und Schülern über die Geschichte Mülheims während des Faschismus sprechen dürfen?
Wir sehen leider in dem Handeln der Schulleitung einen Rückfall in die Vergangenheit, in die unsägliche Zeit des Kalten Krieges und in die Zeit der Berufsverbote für Kommunistinnen und Kommunisten. Es hat uns deshalb besonders getroffen, weil eine Vielzahl der Mitglieder unserer Kreisorganisation Essen und natürlich auch der VVN-BdA bundesweit Nachfahren von Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer sind. Ihre Eltern und Großeltern, die meisten von ihnen waren Kommunisten, hatten schon vor 1933 versucht, Hitler zu verhindern. Sie haben nach der Machtübergabe an Hitler den Widerstand nicht aufgegeben. Sie haben alles riskiert, ihre Existenz, ihre Freiheit, sogar ihr Leben. Sie haben die Torturen der Gestapo, der Gefängnisse, Zuchthäuser und Konzentrationslager erleiden müssen. Viele ihrer Mitstreiter haben nicht überlebt. In mehreren Broschüren haben Kinder und Enkel über den Widerstand ihrer Eltern und Großeltern geschrieben und besuchen Schulen, um als Zeugen der Zeitzeugen über sie zu sprechen. Wir sehen in dem Vorgehen der Schulleitung eine Diskreditierung des kommunistischen Widerstandes, in dessen Tradition auch die heutige kommunistische Partei steht. Wir erwarten, dass der kommunistische Widerstand von unserer Gesellschaft respektiert und gewürdigt wird, unabhängig davon, wie man in sonstigen Fragen zur DKP steht. Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat in seiner berühmten Rede anlässlich des 40. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus im Jahr 1985 den kommunistischen Widerstand ausdrücklich erwähnt.
Die VVN-BdA Essen hofft sehr, dass die Leitung der Realschule Stadtmitte die Ausladung von Inge Ketzer zurücknimmt. Die Ausladung widerspricht dem gemeinsamen Ansinnen, alles zu tun, um den wachsenden Einfluss rechter Bewegungen und Parteien zu verhindern. Es ist das gemeinsame Anliegen, dass eine sensible Generation heranwächst, die immer kritisch hinterfragt und nicht zulässt, dass sich Ähnliches wie 1933 wiederholt.
Für die VVN-BdA Essen
Paul Schnittker Alice Czyborra